Lehrgang Servicekraft Wertstoffhof

Lehrgang Servicekraft Wertstoffhof

© EDG Dortmund - Dominik Asbach

verband VKU
  • Sachkundenachweis gemäß § 10 Entsorgungsfachbetriebeverordnung.
  • Unterweisungen nach § 12 ElektroG und § 14 Gefahrstoffverordnung.
  • Modular aufgebaute Qualifizierung.

Teilnehmer

Der Lehrgang ist sowohl für erfahrene als auch für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne spezifische Berufsausbildung in einem Anstellungsverhältnis auf einem Wertstoffhof gedacht. Er bietet sich für Quereinsteiger genauso an wie als Weiterbildung und Motivation für erfahrene Kräfte, die sich täglich direkt im Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern bewähren. Dazu zählen auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die intern aus anderen Bereichen (z.B. Kraftfahrende) oder aus gesundheitlichen Gründen versetzt wurden.

Nutzen

Die Aufgaben vom Servicepersonal auf Wertstoffhöfen sind vielfältig und in den letzten 20 Jahren deutlich anspruchsvoller geworden. Die Servicekräfte sind verantwortlich für die Annahme aller Wertstoffe, derer sich die Bürgerinnen und Bürger oder Gewerbetreibende entledigen möchten. Sie müssen blitzschnell erfassen, welche Fraktionen die Kundinnen und Kunden dabeihaben und entscheiden, wo und wie diese einzusortieren sind. Der Lehrgang qualifiziert Servicekräfte dazu professionell Wertstoffe anzunehmen und zu sortieren, kompetent Kundinnen und Kunden zu beraten, erfolgreich alle organisatorischen und wirtschaftlichen Belange zu lösen sowie aufmerksam auf Gesundheit und Arbeitsschutz achten zu können. Dies ist dem Verband kommunaler Unternehmen e.V. Abfallwirtschaft und Stadtsauberkeit VKS ein wichtiges Anliegen, weshalb er den Lehrgang unterstützt und fördert.

Regelmäßig muss die Servicekraft bewerten, ob ein bestimmter Abfall aufgrund geltender Vorschriften überhaupt angenommen werden darf und falls ja, unter welchen Sicherheitsvorkehrungen. Asbest, künstliche Mineralfasern oder Pflanzenschutzmittel zählen zu den sogenannten Problemstoffen und dürfen gemäß TRGS 520 nur von Fachpersonal entgegengenommen werden. Neue Technik oder Baustoffe, die es vor wenigen Jahren noch gar nicht gab, kommen mit Zeitverzögerung zur Entsorgung auf dem Wertstoffhof an, wie Solarmodule, Carbonfasern oder Lithiumbatterien. Auch diejenigen, die nicht in der Schadstoffannahme tätig sind, müssen diese neuen Wertstoffe erkennen, richtig einsortieren und die rechtlichen Vorgaben im Blick behalten können. Servicekräfte müssen über derartige Neuerungen stets informiert sein. Aktuell haben alle Wertstoffhöfe mit der Annahme von Elektroaltgeräten zu kämpfen – erst recht, wenn Batterien oder Akkus enthalten sind. Die Entnahme und das ordnungsgemäße Verpacken scheint eine Wissenschaft für sich zu sein.

Je nach geltenden Regeln der Kommune muss das Servicepersonal zudem für vereinzelte Fraktionen Gebühren festlegen und kassieren, Holz kategorisieren, Elektrogeräte sichten, Sperrmüll annehmen, Fahrzeuge einweisen und ein Betriebstagebuch führen. Vor allem in Stoßzeiten bedarf es ein hohes Maß an Übersicht und Souveränität. Hinzu kommt die mitunter hohe nervliche Belastung beim Umgang mit schwierigen Kundinnen und Kunden: Unfreundliche und beleidigende Ausdrucksweisen, schlechte Zahlungsmoral oder gar Körperverletzung sind nicht selten und machen den Wertstoffhof mitunter zur „Kampfzone“. Wie gut die Mitarbeitenden damit umgehen können, hängt auch mit ihrer Qualifikation zusammen.

Wer den Lehrgang vollständig erfolgreich besucht hat, erhält ein Zertifikat des Verbands kommunaler Unternehmen e.V. Abfallwirtschaft und Stadtsauberkeit VKS. Dieses beinhaltet weitere Bescheinigungen:

  • Sachkunde gemäß § 10 Entsorgungsfachbetriebeverordnung
  • Unterweisung nach § 12 ElektroG, § 14 Gefahrstoffverordnung sowie der Mitteilung der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) 31 A „Umsetzung des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes“
  • Sachkunde für die Zuordnung von Altholz nach § 5 der Altholzverordnung
  • Befähigung zur Prüfung von Steiggeräten gemäß TRBS 2121 Teil 2 und TRBS 1203 „Zur Prüfung befähigte Personen“
  • Qualifizierung Brandschutzhelfer gemäß DGUV Information 205-023

Der Lehrgang teilt sich in zwei Präsenz-Wochen und insgesamt 10 Online-Tagen:

  • Präsenzwoche 1 vom 7. bis 11. April 2025 in Lohfelden
  • 10 Online-Tage an Montagen und Dienstagen im Zeitraum vom 28.04. bis 27.05.2025
  • Präsenzwoche 2 vom 2. bis 6. Juni 2025 in Borgstedt

Referenten

Thomas Ahlmann , Geschäftsführer, Dachverband FairWertung e.V. (Essen) Thomas Ahlmann ist Geschäftsführer bei FairWertung e.V., dem Zusammenschluss gemeinnütziger Kleiderspendensammler in Deutschland. Getreu dem Branchenmotto „Einmal Altkleider, immer Altkleider", arbeitet er seit über zehn Jahren für und mit Kleiderspenden. FairWertung ist zusammen mit dem VKU und der Kanzlei Dageförde Initiator des „Erfahrungsaustausch Alttextilien“.
Bernhard Bock ist Projektmanager und Trainer mit den Schwerpunkten Kreislaufwirtschaft, Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und interkulturelle Kompetenz sowie Nachhaltigkeitsmanagement. Nach Studien zum Betriebswirt und Diplomverwaltungswirt war er zunächst im Immobilienmanagement und nach Aufbaustudiengängen zum Projektmanager und zum Energiemanager ist er derzeit in der Öffentlichkeitsarbeit und Projektbetreuung der Kreislaufwirtschaft des Landkreises Rosenheim tätig. 

Denise Bock ist freiberufliche Dozentin für Kommunikation und Konfliktmanagement, Präsentation, Planungstechniken, Dienstleistungsorientierung und Managementsysteme (Großkarolinenfeld).

Sarah Bonnemann, Stabstellenleitung, Geschäftsbereichsmanagement und Digitalisierungsmanagerin der Abfallwirtschaft, Wirtschaftsbetriebe Duisburg - AöR (Duisburg)

Uwe Derix leitete von 1983 bis 2012 Nutzfahrzeug Werkstätten. Er ist seit 1988 mit dem Schwerpunkt Entsorgungsfahrzeuge und Entsorgungstechnik in der Entsorgungswirtschaft tätig. Seit 2012 arbeitet er als Fachkraft für Arbeitssicherheit und Brandschutzbeauftragter. Darüber hinaus bildet er Kraftfahrer nach dem BKrFQG aus sowie Kranführer, Baumaschinenführer oder Gabelstaplerfahrer (Oberhausen).

Dr. Hans-Josef Hautzer, Novarec GmbH & Co. KG (Korschenbroich)
Meinolf Hein
Dr.-Ing. Julia Hobohm war nach ihrer Promotion zunächst Arbeitsgruppenleiterin beim Institut für Umwelttechnik und Energiewirtschaft der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Anschließend hat sie den Bereich Abfallwirtschaft beim Wegezweckverband Bad Segeberg geleitet. Jetzt ist sie Geschäftsführerin der Gemeinsames Rücknahmesystem Servicegesellschaft mbH (Hamburg).
Hans-Peter Lambertz betreut als Seminarentwickler und Referent bei der Akademie Dr. Obladen GmbH die Bereiche Arbeitssicherheit, Ladungssicherung, Winterdienst, Gefahrstoff und Gefahrgut. Darüber hinaus ist er beratend als Fachkraft für Arbeitssicherheit und als Gefahrgutbeauftragter tätig (Kirchwald).
Alexander Neubauer, Senior Fachgebietsleiter Abfall- und Wertstofflogistik, Verband kommunaler Unternehmen e.V. Abfallwirtschaft und Stadtreinigung VKS (Berlin)
Dr. Martina Peters, Diplom-Chemikerin, freie Dozentin und seit 2017 in der Ausbildung der Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft tätig (Holzkirchen).
Rolf-Michael Preugschat ist Gefahrgut-, Abfall- und Immissionsschutzbeauftragter  der Stadtreinigung Hamburg. Zuvor hat er über mehr als 15 Jahre Erfahrung mit dem Betrieb von Recyclinghöfen in einer Leitungsfunktion gesammelt. Er verfügt über eine Ausbildung zum staatl. gepr. Chemietechniker und ist Ausbilder der Fachkräfte für Kreislaufwirtschaft.
Jürgen Schütz

Programm

07.04.2025

Uwe Derix: Einführung

Arbeitsschutz auf Wertstoffhöfen

Entwickelung des Arbeitsschutzes
Was bedeutet DGUV? Das duale Arbeitsschutzsystem in Deutschland. Rechtshierarchie im Arbeitsschutzrecht (Arbeitsschutzpyramide). Arbeitsschutzgesetz. Sozialgesetzbuch VII.

Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes
Unternehmerverantwortung. Arbeitsschutzausschuss (ASA). Verantwortung Führungskräfte. Pflichtenübertragung. Verschulden. Ordnungswidrigkeiten (OWiG). Regeln der Technik-Betriebsvorschriften. Betriebsanleitung, Betriebsanweisung. Betriebssicherheitsverordnung. Bestimmungsgemäße Verwendung.

08.04.2025

Uwe Derix: Unfallverhütung

Unfallvermeidung
Rolle der Sicherheitsbeauftragten. Persönliche Schutzausrüstung (PSA). Gefährdungsbeurteilung, was ist das und wer ist beteiligt. Gefährdungen ermitteln. STOP Prinzip. DGUV-Regelwerke (Vorschrift, Regel, Information, Grundsatz).

Absetzbehälter
Rechtliche Vorschriften, z.B. DGUV Information 214-017. Verantwortlichkeiten. Gesamtzustand. Schweißnähte. Kennzeichnung. Aufnahmebügel / Seilhaken / Verriegelungsösen. Ladungssicherung. Bewegliche Anbauteile. Sonstige Ausrüstung. Umgang und Aufbewahren von Prüfberichten. Sanktionen.

Abfallpressen
Gesetzliche Vorschriften: Maschinenverordnung (9. VO zum GSG). Elektrische Anlagen und Betriebsmittel DGUV Vorschrift 3 (ehemalige BGV-A3). Sicherheitsregeln für Hydraulik-Schlauchleitungen ZH1/74.

Erste Hilfe
Verbandbuch. Unfallanzeige. Unfallanalyse. Ersthelfer.

Brandschutz
Vorbeugender Brandschutz. Abwehrender Brandschutz. Brandschutzhelfer.

09.04.2025

Uwe Derix: Befähigte Person für die Prüfung von Leitern, Tritten und Fahrgerüsten

Rechtliche Grundlagen
Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV), TRBS 2121 Teil 2. DGUV Information 208-016/DGUV Information 201-011. Weitere relevante Vorschriften, z.B. Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), Gesetz über Ordnungswidrigkeiten (OWiG). Stellung der „Befähigten Person“ für die Prüfung von Leitern und Fahrgerüsten.

Organisation und Dokumentation
Verantwortlichkeiten und Haftung. Aufgaben und Pflichten von Unternehmen und „Befähigten Personen“. Sicherer Umgang mit Leitern und Tritten. Bestimmungsgemäße Verwendung.

Prüfung organisieren und durchführen
Notwendige Unterlagen. Leitern, Tritte und Fahrgerüste anhand verschiedener Schadensbilder bewerten.

Abschlussprüfung

10.04.2025

Denise Bock: Kommunikation auf dem Wertstoffhof

Grundlagen menschlicher Kommunikation
Kommunikationsarten. Merkmale verbale, nonverbale und paraverbale Kommunikation. Kommunikatonsmodelle.

Feedback
Regeln zum Feedback geben und nehmen

Gesprächsführung
Gesprächstechniken. Kommunikation auf Augenhöhe. Gesprächsarten: Beurteilungs-, Zielvereinbarungs-, Kritikgespräch.

Konflikte und Konfliktlösungsstrategien
Konflikteskalation. Umgang mit Konflikten. Schwierige Gespräche führen.

11.04.2025

Denise Bock: Kundenorientierung

Kooperation und Teamarbeit
Mündliche Kommunikation mit Vorgesetzten, Kollegen und Kunden. Teamstrukturen. Wahrnehmungstypen: Sprache und Lernverhalten. Interkulturelle Kompetenz.

Kundenkontakt und Dienstleistungsorientierung
Kundenorientierung. Grenzen setzen. Alltagssituationen auf dem Wertstoffhof. Führungsstile. Motivation.

 

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