Aus dem Kleiderkreisel wurde eine Kleiderspirale – der Markt dreht sich weiter – nach unten!
Steigende Textilmengen und sinkenden Qualität führen weiterhin zu fallenden Preisen auf dem Alttextilmarkt.
Während 2015 der Preis noch bei 0,25€ pro Kilo lag, kostet das Kilo derzeit ca. 0,15€. Dieser Preisabfall hat starke Auswirkungen auf die gesamte Branche der Alttextilien. Insbesondere in Deutschland haben sich früh Strukturen entwickelt, um diesen Stoffkreislauf möglichst nachhaltig bearbeiten zu können. Die derzeitige Situation stellt die gesamte Branche jedoch vor große Herausforderungen.
Ein weiterer Faktor, der die Branche bedroht: Die „Aussortier-Laune“ der Deutschen während der Pandemiezeit hat die Mengen an Alttextilien weiter in die Höhe steigen lassen. Gleichzeitig ist der Absatzmarkt kaum bis nicht vorhanden und viele Sortierer konnten aufgrund der Pandemiebestimmungen nicht wie gewohnt sortieren.
Nordafrika ist ein starker Geschäftspartner für den Handel und Verkauf von Alttextilien. Da die Maghreb-Staaten besonders harte Lockdown-Restriktionen hatten, kam es auch hier monatelang zu keinem Absatz. Nach Wiedereröffnung der sonntäglichen „Frip“-Märkte geht das Geschäft langsam wieder los. Allerdings hat sich die wirtschaftliche Situation der Gesellschaft noch verschärft und der Absatz ist auch hier weiter gesunken, so berichten mir Händler auf einem Frip-Markt in La Marsa im Dezember.
Die Probleme sind bekannt – nun müssen Lösungen geschaffen werden.
Für Michael Peter, Vertriebsleiter der SOEX Textil-Vermarktungsgesellschaft m.b.H., ist eine klare Rückbesinnung auf den ursprünglichen Kern eine Möglichkeit. „Die Branche leidet unter einem massiven Warenüberangebot, wir haben einen Käufermarkt. Lediglich die besten Qualitäten lassen sich ertragreich vermarkten, Recycling- und Putzlappenqualitäten sind defizitär. Restanten und billigste Neuware verschärften die Situation. Die klassische Altkleidersammlung benötigte eine Rückbesinnung auf den ursprünglichen Kern, d.h. eine Konzentration auf tragbare und marktfähige Bekleidung und somit eine klare Abgrenzung vom gebührenrefinanzierten System der textilen Abfallsammlung“, so Peter auf Anfrage.
Das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz hat den Stoffstrom Alttextilien klarer strukturiert. Großhändler können ihre eigenen Textilien zurücknehmen und ebenfalls Sammelstrukturen aufbauen. Allerdings müssen diese für drei Jahre garantiert werden, um die Entsorgungssicherheit innerhalb von Kommunen zu gewährleisten und Stabilität zu schaffen. Des Weiteren ist bis 2025 eine Getrenntsammlung der Alttextilien europaweit Pflicht. Es bleibt also noch ein kleiner Moment Zeit gemeinsam mit allen Akteuren neue Strukturen zu schaffen und sich auf die Veränderungen des Marktes besser einzustellen.
Die wohl zentralsten Aspekte in diese Branche sind derzeit der Konsum als solches sowie die Verwertungsmethoden. Wir können noch so viel Alttextilien sammeln und sortieren – um den Kreislauf zu schließen, müssen zunächst Textilen gefertigt werden, die kreislauffähig sind und Verfahren entwickelt werden, die eine Verwertung ermöglichen.