Mehr wagen
„Mehr Fortschritt wagen“ lautet das Motto des Koalitionsvertrags.
Aber ist Fortschritt denn wirklich ein Wagnis? Die Formulierung deutet auf die Sorge hin, dass Sachzwänge und Bedenken wünschenswerten Entwicklungen entgegenstellen.
Gute Schulen, eine sichere Altersversorgung, eine funktionierende Infrastruktur und so manches mehr sind uns wichtig. Manchmal macht es aber den Eindruck, dass wir uns von diesen Dingen immer weiter entfernen, je länger wir darüber diskutieren. Vielleicht wäre das Motto der Regierung treffender gewesen, wenn Sie auf das Wort „Fortschritt“ verzichtet und das Motto auf „Mehr wagen“ verkürzt hätte.
Wagnisse
In den letzten Tagen haben wir uns täglich mit unterschiedlichsten Wagnissen beschäftigt. Dabei ist folgende nicht vollständige Liste entstanden:
- Verbindlichkeit
- Kooperationen
- Ausbildung
- Flexibilität
- Nachhaltigkeit
- Investitionen
- Wandel
- Vernetzung
Von alldem brauchen wir mehr, um nicht abgehängt zu werden. Aus dieser Liste lassen sich Vorsätze für das neue Jahr formulieren. So könnte sich ein Betrieb vornehmen gemeinsam mit zwei anderen in der Nähe ein gemeinsames Digitalisierungsprojekt anzugehen. In dem Maße, wie wir mit Sorge auf den Fachkräftemangel schauen, wäre Ausbildung ein sinnvoller Vorsatz. Oder wir verlassen mal unsere Komfortzonen und erhöhen unsere Flexibilität.
Mega-Trends
Drei aktuelle Mega-Trends wirken sich auf unsere Arbeitserfolge direkt aus: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung sowie Demografie. Sie bilden die Säulen der erforderlichen Transformation. Bei diesen Trends gibt es gesellschaftliche Erwartungshaltungen, die klare Positionierungen verlangen. Stillstand wird nicht akzeptiert. Stattdessen werden wir danach beurteilt, wie ambitioniert wir anpacken.
Fortschreiten ermöglicht Fortschritt
Es gibt feine Unterschiede zwischen Wagemut und Wagnis. Maßgeblich ist das Maß an Kontrolle. Sorgfältige Abwägungen sind erforderlich und fein justierte Ziele. Höhere Sicherheitsgrade und unternehmerische Erfolge ergeben sich durch gegenseitige Achtsamkeit und experimentelles Fortschreiten. In diesem Sinne ist das Wort „Fortschritt“ vielleicht doch gut gewählt.