Transparenz will gelernt sein

Bund der Steuerzahler führt Moerser Bürger in die Irre

Als Ulrich Kempken den Bericht des Bundes der Steuerzahler NRW (BdSt) las, wusste er nicht, ob er lachen oder weinen soll. Wie jedes Jahr im Sommer hatte dieser die Abfallgebühren im Land unter die Lupe genommen – „und dabei mal wieder Äpfel mit Birnen verglichen“, sagt der Abteilungsleiter für Entsorgung und Reinigung der ENNI Stadt & Service (ENNI).


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„Wir hatten den Bund der Steuerzahler auch in diesem Jahr bei der schriftlichen Erhebung darauf aufmerksam gemacht, dass wir die Gebühren anders als in vielen anderen Kommunen in Moers nach einem Zählsystem erheben. Dies nicht zu berücksichtigen und die Bürger zu verwirren, ist schlichtweg unseriös.“ Tatsächlich habe der externe Berater Heinz-Josef Dornbusch vom in der Abfallwirtschaft bundesweit renommierten Institut für Abfall, Abwasser und Infrastrukturmanagement (INFA) dem Moerser System ganz aktuell gute Noten gegeben und es als fortschrittlich bezeichnet. „Er hat ausdrücklich gelobt, dass es die Kreislaufwirtschaft fördert und Bürgern vielfältige Anreize gibt, Abfall und Wertstoffe zu trennen.“

In der Tat ist der Gebührenvergleich des Steuerzahlerbundes für Laien nur schwer zu interpretieren. Im Vergleich hier unter anderem: Die vierwöchentliche Leerung einer 120 Liter-Restabfalltonne bei zusätzlich 26 Leerungen einer 120-Liter-Biotonne. „Das würde laut BdSt in Moers 348,90 Euro kosten. Der Haken an der Statistik ist jedoch, dass dies dank unseres Systems so gut wie kein einziger Haushalt braucht oder nutzt.“ Nur rund sechs Prozent nutzen laut Kempken eine so große Tonne – in der Regel Abfallgemeinschaften oder Gewerbebetriebe. Die Realität sieht in Moerser Haushalten aber völlig anders aus: Rund 80 Prozent nutzen eine 60-Liter-Tonne und lassen diese im Durchschnitt nur elf bis zwölf Mal pro Jahr leeren. Dafür zahlen sie 204 oder 230 Euro – je nachdem, ob sie eine Biotonne benutzen. Altpapier und Bioabfall, die andernorts in der großen, grauen Restabfalltonne landen, werden in Moers wiederverwertet oder kompostiert. „Unser System mit dem Kreislaufwirtschaftshof

fördert die Wertstoffsammlung. Dabei gibt es keine Zusatzgebühren etwa für Sperrgut, Grünbündel, Weihnachtsbäume oder Schadstoffe“, sagt Kempken, der kein Verständnis dafür hat, dass der Bund der Steuerzahler über die Medien falsche Eindrücke vermittelt. Übrigens verweist er auf eine Besonderheit des Kreises Wesel. Hier sind alle Kommunen dazu verpflichtet, Hausabfälle dem Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof anzudienen. „Allein dadurch sind rund 55 Prozent aller Kosten fix und durch uns nicht beeinflussbar.“

Ulrich Kempken selbst steht voll und ganz hinter seinem Konzept. Dennoch prüft er derzeit auch nach politischem Willen, ob es noch Stellschrauben zu drehen gibt. „Unser System ist 20 Jahre alt. Da lohnt es sich, auch nochmals intensiver nachzuschauen und im Zuge des viel diskutierten demografischen Wandels beispielsweise auch über sich ändernde Haushaltsgrößen nachzudenken“, so der Abfallexperte. „Die Diskussion ist dabei längst gestartet, das Grundgerüst des heutigen Systems wird aber sicher bleiben.“

Mehr zum Moerser Abfallkonzept finden interessierte Bürger unter www.enni.de in der Rubrik Bürger-Info.

ENNI Stadt & Service Niederrhein AöR direkter Link zum Artikel