Forschen für Gesundheit und Weltmeere

Merkel bei G7-Dialogforum

Die Präsidenten der Nationalen Akademien der Wissenschaft der G7-Staaten haben Kanzlerin Merkel Stellungnahmen zu den wichtigsten Forschungsthemen für die G7-Agenda übergeben. Die Wissenschaft wird im Kampf gegen Krankheiten oder beim Umweltschutz dringend benötigt, so Merkel.


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Der unmittelbare Austausch mit der Zivilgesellschaft ist Bundeskanzlerin Angela Merkel während der G7-Präsidentschaft besonders wichtig. "Es liegt mir sehr viel daran, die Sachkenntnis der Wissenschaft und natürlich auch anderer gesellschaftlicher Gruppen in den G7-Prozess einzubinden."

Global bedeutsame Fragen

Angesichts der aktuellen Lage ging sie in ihrer Rede auf die Flüchtlingsproblematik ein. Die Mittel für die Rettung sollen verdreifacht und Schleuserbanden bekämpft werden. Entscheidend sei es allerdings, die Ursache für die Flucht zu erkennen. Zweifellos spielten Kriege, mangelnde Sicherheit und wirtschaftliche Not eine große Rolle. All diese Themen stünden auf der Agenda der G7. "Wenn sich die führenden Industrienationen in global bedeutsamen Fragen und ihrem Vorgehen einig sind, ist schon vieles gewonnen", sagte Merkel.

Die Kanzlerin möchte mit der G7-Tagung zwei UN-Vorhaben voranbringen: zum einen ein weltweites Klimaabkommen, zum anderen eine Agenda für nachhaltige Entwicklung. Weitere Schwerpunkte des G7-Gipfels sind Gesundheit und Meeresschutz. Diesen Themen widmen sich die Wissenschaftler in ihren Stellungnahmen.

Am Beispiel Nigeria und der Ebola-Epidemie zeigte Merkel, dass Staaten mit funktionierenden Gesundheitssystemen in der Lage sind, eine Krise besser zu bewältigen als Länder, die kein solches System besitzen.

"Es ist Aufgabe der nationalen Wissenschaftsakademien, ihren wissenschaftlichen Sachverstand in die politische Debatte einzubringen", sagte Professor Jörg Hacker, Präsident der Leopoldina. "Der Dialog zwischen den Wissenschaftsakademien und den Staats- und Regierungschefs der G7/8-Staaten im Vorfeld der jährlichen Gipfeltreffen hat sich in zehn Jahren erfolgreich etabliert und zeigt, dass wissenschaftliche Expertise in der internationalen Politik unverzichtbar ist."

Zu dem G7-Dialogforum waren Repräsentanten der Nationalakademien der G7-Staaten eingeladen. Sie übergeben im Vorfeld des Gipfels wissenschaftsbasierte Empfehlungen zu ausgewählten Themen der Gipfelagenda an die Staats- und Regierungschefs der G7. Organisiert war die Veranstaltung von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Vernachlässigte Tropenkrankheiten

Die Kanzlerin sprach zudem über vernachlässigte Tropenkrankheiten. Diese treffen häufig Menschen in ärmeren Regionen der Erde. Hier liege oft klassisches Marktversagen vor, so Merkel. "Arzneimittel oder Impfstoffe werden nicht entwickelt, weil keine oder kaum Gewinne zu erwarten sind", erläuterte sie. Wäre zu Ebola nicht bereits grundlegend geforscht worden, wäre die Situation noch katastrophaler gewesen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen in ihrer Stellungnahme auf 30 Krankheiten ein. Darunter die Afrikanische Schlafkrankheit, die Flussblindheit und das Dengue-Fieber. Die Wissenschaftsakademien der G7 fordern, Kapazitäten auszubauen, um in den betroffenen Ländern besser mit diesen Krankheiten umgehen zu können. Die Forschung solle intensiviert und bezahlbare Therapien entwickelt werden.

Infektionskrankheiten und Antibiotikaresistenz

Die Bundeskanzlerin will an der nächsten Jahrestagung der Weltgesundheitsorganisation WHO teilnehmen. Die Tagung befasst sich neben Tropenkrankheiten mit der steigenden Zahl von Infektionen durch antibiotika-resistente Bakterien. Die WHO wird einen Aktionsplan vorlegen, den die G7 unterstützen will. Merkel befürwortet einen Verzicht von Antibiotika in der Tiermast sowie eine allgemeine Rezeptpflicht für diese Arzneien.

Die Wissenschaftsakademien der G7 fordern angesichts immer weniger wirksamer Antibiotika die Forschung zu beschleunigen sowie neue Antibiotikawirkstoffe, Impfstoffe und Diagnostika herzustellen. Die Forschung auf diesem Gebiet solle Priorität bekommen, um Wissenslücken über wichtige Krankheiten zu schließen. Weiterhin sollten zu Antibiotika weltweite Überwachungsprogramme eigerichtet und die Öffentlichkeit sensibilisiert werden. Bei großen Epidemien müssten Vorbereitungen getroffen werden, damit schnell und koordiniert reagiert werden könne, fordern die Wissenschaftler.

Zukunft der Meere

Zum dritten zentralen Thema bei G7 sagte die Kanzlerin: "Intakte Weltmeere und Küsten sind von überragender Bedeutung für die Menschheit. Sie dienen als Lebensraum für zahlreiche Arten und sind zugleich Nahrung und Rohstoffquelle und Erholungsraum für die Menschen".

Merkel hob hervor, dass die Meere zur Mülldeponie der Welt verkommen sind, wobei Plastikmüll - 13 Millionen Tonnen jährlich - das größte Problem darstellt. Dieser braucht Jahrhunderte braucht, um sich aufzulösen. Die Kanzlerin strebt einen G7-Aktionsplan gegen die Vermüllung der Meere an. Große Sorgen macht der Kanzlerin auch der Meeresbergbau, der große Gefahren mit sich bringt. Hier müsse es zu international verbindlichen Standards kommen.

Als drängendes Problem sehen die Wissenschaftler auch die Versauerung und die Erwärmung der Meere an, hervorgerufen durch den Klimawandel. Hinzu komme die Überdüngung der Meere durch Stickstoffeintrag aus der Landwirtschaft. Verringert werden müsse die vom Menschen verursachte Verschmutzung der Meere. Die Überfischung sollte beendet werden, um die biologischen Vielfalt der Meere und ihre Funktion als Ökosysteme zu erhalten. Dazu sei ein forschungsbasiertes Management erforderlich sowie eine verbesserte internationale Zusammenarbeit.

Die Kanzlerin sagte zu, die Vorschläge genau anzuschauen. "Ich hoffe, dass ich Ihnen verdeutlichen konnte, wie ernst die G7-Präsidentschaft globale Themen wie Gesundheit und Meeresumweltschutz ansieht", so Merkel abschließend.

Am 7. und 8. Juni 2015 treffen sich die Staats- und Regierungschefs der G7 zu ihrem Gipfel in Schloss Elmau in Oberbayern. Neben Fragen der Weltwirtschaft, der Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik beraten sie dort auch über die 2015 anstehenden UN-Konferenzen zum internationalen Klimaschutz und zur Post 2015-Agenda.

Weitere Schwerpunktthemen sind:

  • Meeresumweltschutz, Meeresgovernance und Ressourceneffizienz im Bereich Umwelt,
  • Antibiotikaresistenzen, vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten sowie Ebola im Bereich Gesundheit,
  • Standards in Handels- und Lieferketten,
  • Stärkung von Frauen bei Selbstständigkeit und beruflicher Bildung.
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung direkter Link zum Artikel