Bodenlärmgutachten vorgestellt

Reduzierung von Bodenlärm

In der öffentlichen Sitzung des Umweltausschusses am Dienstag, 10. März, wurde das unabhängige Gutachten vorgestellt, das die Landeshauptstadt Wiesbaden im Januar 2014 zur Reduzierung von Bodenlärm durch den Flugplatz Erbenheim in Auftrag gegeben hatte.


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„Wir haben das Gutachten beauftragt, da es durchaus auch immer mal wieder Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern über Bodenlärm gab, der vom Flugplatz Erbenheim ausgeht. Es sollte die Basis dafür schaffen, zu prüfen, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um die Belästigung durch Bodenlärm zu verringern – also den Lärm, der vom Triebwerksprobelauf durch Starrflügler und Hubschrauber etc. ausgeht“, erklärt Oberbürgermeister Sven Gerich. Dafür wurden Grundlagendaten erhoben und ausgewertet. Darüber hinaus wurde geprüft, ob eine im Rahmen anderer Lärmschutzprogramme vorgesehene Lärmschutzwand längs der A66 auch eine Wirkung in den nördlichen Stadtteilen hätte.

Messorte: Airfield, Erbenheimer Warte und Taunushalle Nordenstadt

Da vom Standort der Ortsverwaltung Nordenstadt keine qualitativen Aussagen zum Bodenlärm getroffen werden konnten, wurde der Lärm auf dem Airfield selbst erfasst. Darüber hinaus wurde an zwei Punkten in der Nähe des Flugplatzes vom 8. bis 12. September 2014 eine Dauermessung durchgeführt: am Fort Biehler („Erbenheimer Warte“) und an der Taunushalle in Nordenstadt.

Messergebnis I: Flug-, Schienen- und Straßenverkehr überdecken Bodenlärm

Das Gutachten des renommierten Kölner Instituts „ADU cologne“ zeigt auf, dass der Bodenlärm tagsüber durch den Autobahnlärm auf der Bundesautobahn A66 weitestgehend überdeckt wird. Die gemessenen Lärmpegel sind auf Fremdgeräusche zurückzuführen; beispielsweise Überflüge in größerer Höhe, Schienen- und Straßenverkehr. Die Immissionen durch den Bodenlärm liegen bei normaler Auslastung auf dem US Airfield deutlich unter denen des Straßenverkehrslärms, das heißt sie sind nicht separat wahrnehmbar. Ein vergleichbares Bild ergibt sich bei hoher Auslastung auf dem Flugplatz. Nachts erkennt man hingegen, dass der Bodenlärm vergleichbar mit den Lärmimmissionen aus dem Straßenverkehr ist. Dies führt dazu, dass die Lärmimmission in den Bereichen mit Wohnnutzung in Erbenheim, Nordenstadt und Fort Biehler nachts durch den Bodenlärm wahrnehmbar zunimmt.

„Selbstverständlich gehört zur Wahrheit, dass am Fort Biehler die Landeanflüge der Starrflügler teilweise deutlich wahrnehmbar waren“, so der Oberbürgermeister. „Diese Geräusche sind jedoch dem Fluglärm und nicht dem Bodenlärm zuzuordnen, den das Gutachten untersucht hat.“ Am Messort Taunushalle waren selbst die Landeanflüge auf das Airfield nicht aus dem Hintergrundgeräusch herauszuhören.

Messergebnis II: Ausbau der Lärmschutzwand längs der A66 nicht zielführend

Den Lärmkarten zur A66 ist zu entnehmen, dass eine Erhöhung des Lärmschutzes an der Autobahn im Bereich Nordenstadt – also die Möglichkeit, den bestehenden sechs Meter langen Wall zusätzlich um eine vier Meter lange Wand zu erhöhen – ausschließlich im unmittelbar an den Wall nördlich angrenzenden Gewerbegebiet zu einer wesentlichen Minderung der Kfz-Geräusche führen würde. Da der Flugplatz wesentlich weiter vom Lärmschutzwall entfernt ist als die Autobahn, ist die Erhöhung laut Gutachten „erst recht nicht geeignet, Bodenlärmimmissionen vom US Airfield an der Wohnbebauung in Nordenstadt nennenswert zu mindern“.

„Kurz gesagt bedeutet das, dass der Bodenlärm mittlerweile – zumindest messbar – nicht als massive Beeinträchtigung gewertet werden kann und dass die Erhöhung der Lärmschutzwand keine Entlastung bringen würde“, so der Oberbürgermeister. Auch seien die Beschwerden bei der Stadtverwaltung über den US-Fluglärm allgemein seit Anfang 2014 zurückgegangen. Das hatte auch der Vertreter der Bürgerinitiative BILGUS in der Sitzung der deutsch-amerikanischen Fluglärmkommission im Oktober 2014 bestätigt.

„Selbstverständlich werden wir uns weiterhin in der Fluglärmkommission für die Bedürfnisse der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener einsetzen. Denn wir sind überzeugt, dass die bisherigen Gespräche mit der US-Garnison deutlich zur Lärmminderung beigetragen haben und danken den Verantwortlichen ausdrücklich für ihre Offenheit und ihr Entgegenkommen“, so Gerich und Bürgermeister und Umweltdezernent Arno Goßmann. Die Kommission habe sich als guter Weg erwiesen, um die Geräusche auf ein erträgliches Maß zu reduzieren und die benachbarten Stadtteile einzubeziehen.

„Diesen Weg werden wir zielstrebig weitergehen, damit das Wohnen und Arbeiten in Wiesbaden attraktiv bleibt“, sagt der Oberbürgermeister. „Damit sich alle Interessierten über die Ergebnisse informieren können, veröffentlichen wir das Gutachten auf http://www.wiesbaden.de.“ Mit dem Suchwort „Bodenlärm“ gelangt man zur entsprechenden Seite, auf der die Lärmuntersuchung sowie Lärmkarten heruntergeladen werden können.

Hintergrund:

Die Hubschrauberstaffel auf dem Flugplatz Erbenheim führt zum Erhalt ihrer Fluglizenzen neben den Einsatzflügen auch Trainingsflüge durch. Neben dem Fluglärm wird von den Anwohnern immer wieder der Bodenlärm als belastend genannt, der vor dem Start oder bei Wartungsarbeiten zu Testzwecken entsteht. Um diese Themen zu diskutieren und zu verdeutlichen, wurde eine deutsch-amerikanische Fluglärmkommission ins Leben gerufen, in der sich Vertreter der Landeshauptstadt Wiesbaden und der US-Garnison regelmäßig austauschen und nach Lösungen suchen. Nachdem es Ende 2013 gelungen war, neben Vertretern des Magistrats auch der Bürgerinitiative BILGUS sowie dem Vorsitzenden des städtischen Umweltausschusses einen beratenden Sitz in der Fluglärmkommission zu sichern, kam die Kommission im März 2014 auch dem Wunsch betroffener Ortsvorsteher nach: Die Ortsvorsteher von Amöneburg, Biebrich, Bierstadt, Breckenheim, Delkenheim, Erbenheim, Igstadt, Kastel, Kloppenheim und Nordenstadt können seitdem teilnehmen.

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