Bundestag empfiehlt „orangen“ Wasserstoff - VKU: kräftiger Schub für Klimaschutz

Umweltausschuss des Deutschen Bundestags hat neben grünem auch eine Empfehlung für „orangen“ Wasserstoff ausgesprochen

Künftig sollen kommunale Unternehmen auch Wasserstoff direkt aus Biomasse oder mit Strom aus Müllheizkraftwerken gewinnen dürfen.


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Damit verbessern die Parlamentarier den Regierungsentwurf für ein „Gesetz zur Weiterentwicklung der Treibhausgasminderungsquote“. Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), der die kommunalen Abfallwirtschaftsbetriebe vertritt:

„‘Oranger Wasserstoff‘ ist, wie grüner, eine wichtige Chance für den Klimaschutz – gerade im Verkehrssektor, der bei dieser Generationenaufgabe noch hinterherfährt. Damit verbessert die Koalition den Gesetzesentwurf erheblich und gibt dem Klimaschutz im Verkehrssektor neuen Schub. Fakt ist: Für klimaneutrale Kommunen brauchen wir sektorübergreifende Strategien, die offen für neue Technologien sind und auf Pragmatismus statt Denkverbote setzen. Die neuen Klimaziele erreichen wir nur, wenn wir alle lokalen Potenziale für eine klimaschonende Energieversorgung heben: auch jenes von Wasserstoff, der aus Strom bei der thermischen Abfallverwertung oder direkt aus Biomasse entsteht. Der Bundestag kann kommunalen Unternehmen nun die nötige Rechts- und Planungssicherheit geben, um verstärkt in die lokale Wasserstoffproduktion zu investieren. Dabei müssen unbedingt verschiedene Formen von dekarbonisiertem bzw. CO2-freiem Wasserstoff genutzt werden können.“

Das Gesetz hebt die CO2-Minderungsquote im Verkehr ab 2022 in jährlich definierten Schritten auf 25 Prozent ab 2030 an. Um diese Ziele auch praktisch erreichen zu können, setzt der Ausschuss aus VKU-Sicht zurecht auf Technologieoffenheit bei Wasserstoff. Neben Wind und PV dürften künftig auch biogene, erneuerbare Energien eingesetzt werden - z.B. Biomasse und Biogas (sowie Klärgas und Klärschlamm aus der Abwasseraufbereitung) und Strom aus der Abfallverwertung.

Der Bundestag fordert die Regierung zudem auf, ergebnisoffen zu prüfen, ob auch die thermische Verwertung von fossilen Abfällen wie Plastik angerechnet werden kann. Das EU-Recht gibt den Mitgliedstaaten diese Möglichkeit. Beides unterstützt der VKU.

Details soll eine Verordnung regeln, an der das Parlament beteiligt wird. Auch soll das Regelwerk alle zwei Jahre evaluiert werden. Beides ist aus VKU-Sicht sinnvoll: Der Bundestag berücksichtigt damit sowohl die gesellschaftliche Bedeutung als auch den raschen technologischen Fortschritt.

Hintergrund „Oranger“ Wasserstoff

Gemischte Siedlungsabfälle wie Restabfall, Sortierreste usw. sind nicht hochwertig recycelbar. Sie werden in Müllheizkraftwerken energetisch verwertet. D.h. zusätzlich zur eigentlichen sicheren Müllentsorgung wird aus ihnen Dampf, Strom und Wärme zurückgewonnen. Technisch etabliert ist auch die Elektrolyse, um überschüssigen Strom als Wasserstoff zu speichern. In Vergärungsanlagen wiederum wird ein Teil des Energiegehaltes der Biotonne als Biogas zurückgewonnen, bevor der Bioabfall zu Kompost verarbeitet wird. Biogas kann unmittelbar zu Wasserstoff umgewandelt werden. Fazit: Kommunen und ihre Unternehmen könnten so bei der energetischen Abfallverwertung auf verschiedenen Wegen zusätzlich auch noch klimaschonend Wasserstoff erzeugen.

Neben der Kompost-, Strom-, Dampf- und Wärmeversorgung können kommunale Unternehmen so z.B. fossile Primärtreibstoffe durch „orangenen Wasserstoff“ ersetzen und damit ihren immer weiter wachsenden Fuhrpark aus Nutzfahrzeugen wie Bussen, Abfallsammelfahrzeugen, Großkehrmaschinen oder LKW mit klimafreundlichen Brennstoffzellen auch gleich noch mit „regionalem Kraftstoff“ betanken. Zudem sind Biogas und Wasserstoff Energiespeicher, die mehr Flexibilität in das Energiesystem bringen: Ihre Erzeugung und Nutzung als Speicher kann einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten, um die Stromnetze zu stabilisieren. Beispiele, wie kommunale Unternehmen bereits heute Wasserstoff einsetzen, finden Sie hier:

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vertritt über 1.500 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit mehr als 275.000 Beschäftigten wurden 2018 Umsatzerlöse von rund 119 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 12 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen große Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 62 Prozent, Erdgas 67 Prozent, Trinkwasser 90 Prozent, Wärme 74 Prozent, Abwasser 44 Prozent. Sie entsorgen jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und tragen durch getrennte Sammlung entscheidend dazu bei, dass Deutschland mit 67 Prozent die höchste Recyclingquote in der Europäischen Union hat. Immer mehr kommunale Unternehmen engagieren sich im Breitbandausbau. 190 Unternehmen investieren pro Jahr über 450 Mio. EUR. Sie steigern jährlich ihre Investitionen um rund 30 Prozent. Beim Breitbandausbau setzen 93 Prozent der Unternehmen auf Glasfaser bis mindestens ins Gebäude.

VKU Verband kommunaler Unternehmen e. V. direkter Link zum Artikel