LK Harburg: Rücksicht auf Natur nehmen

LK Harburg: Rücksicht auf Natur nehmen
LK Harburg: Rücksicht auf Natur nehmen

Auf Du und Du mit der Schnucke

Langsam tauchen die kleinen wuscheligen Schnucken zwischen den Bäumen auf. Wie überdimensionale braune Wollknäuel wirken die Tiere, die langsam ihren Weg den Brunsberg hinauf suchen.


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Immer wieder bleibt die Herde stehen, und die Schnucken knabbern an den Heidesträuchern. Mit wachsamen Blick begleitet Schäferin Gesa Menne das Gewusel. Langsam geht die 27-Jährige voran und führt die Schnucken – und einige Ziegen – den Abhang hinauf. Immer wieder bleibt sie stehen, stützt sich auf die Schäferschippe, den traditionellen Hirtenstab, und gibt den Tieren Zeit. Heidschnucken und Schäfer sind aus der Heide nicht wegzudenken – und sie sind bei vielen Besucherinnen und Besuchern unverzichtbares Fotomotiv und wichtiger Ansprechpartner. Aber so geduldig Gesa Menne auf jedes Gespräch mit den Heidebesuchern eingeht und Fragen zu ihrer Arbeit beantwortet – eines macht ihr immer wieder Sorge: Freilaufende Hunde sorgen für Unruhe.

Nicht angeleinte Hunde sind im Bereich des Brunsbergs bei Sprötze und des Büsenbachtals bei Wörme immer wieder ein Thema. Um die Hundehalter an das Anleinen der Tiere in dem sensiblen Naturschutzgebiet zu erinnern, hat die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg entsprechende Schilder aufgestellt. „Wir wollen die Menschen sensibilisieren, respektvoll mit der Natur umzugehen und Rücksicht zu nehmen“, sagt Abteilungsleiter Detlef Gumz. „Daher bitten wir darum, die Hunde ganzjährig anzuleinen, auch außerhalb der gesetzlichen Anleinpflicht, die bis zum 15. Juli gilt.“

Denn auch beim sonst so friedlichsten Familienhund erwacht immer wieder der Jagdtrieb. Da springt er mal eben auf die Heidelerche los, die erschreckt davonflattert, oder läuft mit Schwung auf die Heidschnuckenherde los und treibt die erschrockenen Tiere auseinander. Der Besitzer, der den Hund erst kurz zuvor von der Leine gelassen hat, bekommt davon aber oft nichts mit – und freut sich, dass sein Vierbeiner so vergnügt herumtollt. Gesa Menne seufzt. Sie kennt das Problem nur zu gut. Sie weiß, dass viele Hundehalter die ausgedehnten Heideflächen geradezu als Einladung ansehen, den Hund von der Leine zu nehmen, manchmal sogar während der Brut- und Setzzeit.

Die 27-Jährige hat dadurch immer wieder mit Hunden zwischen ihren Schnucken zu tun. „Das bringt jedes Mal Unruhe in die Herde. Die Hunde rennen durch die Herde, und die Heidschnucken rasten aus.“ Gerade jetzt, in der Lammzeit, könne das fatal sein – und im schlimmsten Fall zu Fehlgeburten bei den Tieren führen. Gesa Menne weiß aber auch: Vielen Hundebesitzern sei das nicht bewusst, und in vielen Fällen bekämen sie die Eskapaden ihres Hundes gar nicht mit. „Oft ist das Unkenntnis. Wenn ich sie anspreche, reagieren die meisten verständnisvoll, nur manche wollen das nicht akzeptieren.“ Umso wichtiger seien die Schilder als „kleine Erinnerungsstütze“, findet die Schäferin und hofft auf „gegenseitigen Respekt im Umgang miteinander und mit der Natur“.

Die Heidschnucken pflegen die ausgedehnten Heideflächen am Brunsberg und im Büsenbachtal sozusagen als lebende Rasenmäher und sind wichtiger Bestandteil der Pflegekonzepte. „Die Pflegemaßnahmen sorgen dafür, dass die Schönheit des Gebietes erhalten bleibt und erlebbar ist. Ohne Hilfe der Schnucken wären die größten zusammenhängenden Calluna-Heiden in Mitteleuropa nicht dauerhaft zu erhalten“, sagt Detlef Gumz. Die Schnucken sorgen durch ihren Verbiss für einen jungen Austrieb der Heide. Die Heide sollte auf einer Länge von etwa 15 Zentimetern gehalten werden, um jung und dicht zu bleiben sowie schön blühen zu können. Die Ziegen in der Herde unterstützen die Heidschnucken, da sie noch stärker die Pioniergehölze wie Birken und Kiefern verbeißen können. 

Das lohnt sich, nicht umsonst sind Brunsberg und Büsenbachtal beliebte Ausflugsziele. „Der Brunsberg ist eine der schönsten Heidelandschaften der Lüneburger Heide“, betont Detlef Gumz. Doch nicht nur bei Erholungssuchenden ist der „Kilimandscharo“ der Lüneburger Heide beliebt: „Hier brüten viele Vögel und das ist ein wichtiger Lebensraum für seltene Reptilien.“ Dank der tierischen Landschaftspfleger, ergänzt durch umfangreiche Pflegemaßnahmen wie beispielsweise zuletzt das Schoppern der ausgedehnten Flächen am Brunsberg, wird so eine einzigartige alte Kulturlandschaft erhalten. Nur deshalb finden sich in der Heide noch so viele Tier- und Pflanzenarten, die ansonsten kaum noch Lebensräume finden. Raubwürger gehören dazu, Heidelerchen, Braun- und Schwarzkehlchen, Neuntöter oder Ziegenmelker.

Hintergrund: Der Brunsberg, mit 129 Metern nicht viel flacher als der bekannte Wilseder Berg, ist die höchste Erhebung des eiszeitlichen Möranenzuges südwestlich von Buchholz/Nordheide. Bereits seit 1954 ist das rund 65 Hektar große Gebiet als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Ausgedehnte Sandheiden prägen die steilen Hänge und die zum Teil tief eingeschnittenen Täler des Brunsberges. Viele Maßnahmen zum Erhalt der seltenen Tiere und Pflanzen der Heide machen einen Besuch immer wieder zu einem Naturerlebnis. Die Heiden des Brunsberges sind wichtiger Reptilienlebensraum, in dem sich Kreuzotter, Schlingnatter, Zauneidechse und Waldeidechse wohlfühlen – Arten, die besonders geschützt sind.

Auch das Büsenbachtal bei Wörme bietet Erholungssuchenden eine abwechslungsreiche Heidelandschaft und ist Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. In dem von einem großen Waldgebiet umrahmten Tal lässt sich ein besonderes Phänomen erleben: die Bachschwinde. Der glasklare Büsenbach entspringt in einem kleinen Quellmoor und fließt durch das Tal, ehe er vollständig versickert, bevor er später wieder an die Oberfläche tritt. Besondere Ausblicke bieten sich vom 79 Meter hohen Pferdekopf, über den der beliebte Heidschnuckenweg verläuft.

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