Kunststoffrecycling in Europa muss massiv ausgebaut werden

Kunststoffrecycling in Europa muss massiv ausgebaut werden
Kunststoffrecycling in Europa muss massiv ausgebaut werden

In Europa sind über 2.200 Anlagen für die Sortierung und Aufbereitung von Plastikabfällen in Betrieb

Diese verfügen über Gesamtkapazitäten von geschätzt rund 55 Millionen Jahrestonnen, ein massiver Ausbau in den kommenden Jahren ist unausweichlich. Darüber hinaus werden derzeit rund 30 Projekte zum chemischen Recycling vorbereitet.


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Das Recycling von Kunststoffen in Europa befindet sich im Umbruch. Einerseits erhöhen sich die Anforderung an dieses Recycling beständig. Andererseits stehen Handel und Industrie von Verbraucherseite aus zunehmend unter Druck, mit Kunststoffen verantwortlich umzugehen.

Vor diesem Hintergrund wurden auch die gesetzlichen Anforderungen in der EU erhöht. Für Kunststoffverpackungen etwa steigt die gesetzlich vorgeschriebene Recyclingquote in der EU bis 2030 auf 55 %. Da zeitgleich auch die Berechnung der Recyclingquote in der EU verändert wird, bedeutet dieses fast eine Verdopplung der aktuellen Recyclingquote. Dazu muss das Recycling zukünftig vermutlich fast vollständig innerhalb der EU stattfinden. Das würde wiederum bedeuteten, dass – bei stabilen Konsummengen – die Menge der in der EU produzierten Kunststoffrezyklate von geschätzt knapp 5 auf fast 11 Millionen Tonnen jährlich ansteigen müsste.

Und selbst dieses enorme Wachstum kann noch zu gering sein, denn es muss davon ausgegangen werden, dass die Konsummengen nicht stabil bleiben, sondern, wie in der Vergangenheit, weiter kontinuierlich zunehmen. Die traditionellen Ursachen des wachsenden Einsatzes von Kunststoffen, etwa in Verpackungen, sind die steigende Bevölkerung, der wachsende Konsum sowie die Zunahme von Einpersonenhaushalten. Diese Trends gelten im Grundsatz nach wie vor. „Außerdem ist die Innovationsgeschwindigkeit bei Kunststoffen deutlich höher als bei den meisten anderen, in der Natur vorkommenden Werkstoffen“, so Mark Döing, Geschäftsführer von ecoprog. „Wenn Kunststoffe etwa im Rahmen der E-Mobilität in Fahrzeugen zu deutlich höheren Anteilen verbaut werden, etwa um Gewicht zu sparen, entstehen hier neue Wachstumsbereiche.“

Nach Schätzung des europäischen Branchenverbands PlasticsEurope ist die globale Kunststoffproduktion allein zwischen 2002 und 2018 um rund 75 % gestiegen. Dabei gibt es keine konkreten amtliche Angaben zum Plastikkonsum.

Entgegen dieser Wachstumsprognosen ist das Tagesgeschäft der Kunststoffsortierer und -recycler von stark sinkenden Marktpreisen als Folge des Ölpreisverfalls geprägt. Gleichzeitig steigen die Kosten für Energie, Personal und die Entsorgung von Sortierresten. Nicht erst seit der Coronavirus-Pandemie ist die Geschäftslage vieler Entsorgungsunternehmen im Kunststoffbereich schwierig.

Um das Recycling von Kunststoffen zu stärken, haben die EU-Mitgliedstaaten zahlreiche Maßnahmen beschlossen. Hierzu zählen etwa die Einführung oder Ausdehnung von Pfandsystemen für Kunststoffflaschen, eine Intensivierung der getrennten Abfallsammlung, aber auch höhere Belastungen für die Deponierung und Verbrennung von Abfällen.

Jedoch bedarf es noch deutlich stärkerer Instrumente, um Anspruch und Wirklichkeit des Plastikrecyclings in Europa miteinander in Einklang zu bringen. Allerdings werden Themen wie Rezyklatquoten oder eine europäische Plastiksteuer bislang jeher unkonkret diskutiert. Zudem ist die Art ihrer Implementierung in einer von der Coronavirus-Krise geschwächten Gesamtwirtschaft in der EU derzeit vollkommen offen. Italien wollte 2020 als erstes Land in Europa eine Plastiksteuer einführen, hat dieses Vorhaben im Zuge der Coronavirus-Pandemie aber verschoben.

Um die seit Monaten aufgeregt geführte Debatte um das Kunststoffrecycling in Europa mit Fakten zu bereichern, hat ecoprog die Kunststoffentsorgung im Detail analysiert. Dabei wurde ein Augenmerk auf die Erhebung von Anlagen, Kapazitäten und Playern in Sortierung und Recycling gerichtet. Insgesamt wurden so rund 1.200 Sortieranlagen und 1.000 Recyclinganlagen in Europa identifiziert und analysiert; diese verfügen zusammen über Kapazitäten von geschätzt rund 55 Millionen Jahrestonnen. ecoprog geht davon aus, dass dieser Datenbestand rund 85 bis 90 % des aktuellen Anlagenbestandes in Europa widerspiegelt.

Dabei wurde auch deutlich, dass vor allem das Recyclingbusiness volatil ist, wohingegen das Sortiergeschäft durch den höheren Umsatzanteil von Entsorgungserlösen auf einem deutlich stabileren Fundament steht. Gerade im Recyclinggeschäft ist davon auszugehen, dass das zukünftige Wachstum auch zu einer deutlich veränderten Wettbewerbslandschaft führt. Bislang ist das Geschäft in vielen Ländern noch durch kleinere, regionale Anbieter geprägt. Unternehmen der Entsorgungswirtschaft, aber auch der Kunststoffindustrie, halten sich hier bislang noch zurück.

Im Rahmen der zukünftigen Erfordernisse ist ein deutlicher Ausbau von Sortierung und Recycling notwendig. Vor allem bei der Sortierung sind neben Bestandserweiterungen auch Investitionen in Sortierqualität notwendig, da die bestehenden Recyclingquoten allein über den Ausbau der Getrenntsammlung nicht erreicht werden können.

Vergleichsweise hohe Investitionssummen fließen derzeit in die Erforschung und Erprobung des chemischen Recyclings, obwohl dieses formal in der EU nicht als Recycling anerkannt wird. Im Rahmen der Untersuchung wurden in Europa über 30 Projekte auch für kommerzielle Anlagen identifiziert und untersucht.

Die Marktuntersuchung „Recycling von Kunststoffen in Europa“ kann ab sofort unter www.ecoprog.de bestellt werden.

Als anerkannter Brancheninsider begleitet das Kölner Beratungsunternehmen ecoprog in- und ausländische Kunden bei umsetzungsorientierten Managementfragen in der Umwelt- und Energietechnik. Schwerpunkte von ecoprog sind die Strategieberatung, Markt- und Wettbewerbsanalysen sowie Multi-Client-Studien.

ecoprog GmbH