Wie ein globaler Klimafonds besser funktionieren könnte

Spieltheoretische Studie des MCC:

Ein anders konstruiertes System internationaler Transfers erhöht die Kooperationsbereitschaft der Staaten und bewegt Trittbrettfahrer zum Einstieg.


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Während die Staaten der Welt enorme Hilfspakete schnüren, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise zu begrenzen, gibt es auch ein wichtiges Finanzprojekt für die internationale Klimapolitik: Für die Zeit ab 2020 hat sich eine große Zahl von Geberländern verpflichtet, den Klimaschutz in ärmeren Staaten mit jährlich 100 Milliarden Dollar zu unterstützen. Eine neue Studie des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) befasst sich mit der Gestaltung solcher Transfers. Sie zeigt, wie man die Architektur der internationalen Klimafinanzierung, etwa im Rahmen des „Green Climate Fund“, verbessern und so die Treibhausgasemissionen wirksamer senken könnte. Die Studie wurde jetzt in der renommierten Fachzeitschrift European Economic Review veröffentlicht.

Die Analyse erfolgt mit der wissenschaftlichen Methode der Spieltheorie: Ein mathematisches Modell bildet ab, wie stark sich unter bestimmten Bedingungen jeder einzelne Staat um Klimaschutz bemüht, wie er auf das Verhalten anderer Staaten reagiert und was am Ende insgesamt herauskommt. „Internationale Klimafinanzierung kann viel bewirken, gerade wenn jedes Land im Prinzip nur seine eigenen Interessen verfolgt“, erklärt Ulrike Kornek, Leiterin der MCC-Arbeitsgruppe Governance und Leitautorin. „Unsere Studie liefert aber eine wichtige Erkenntnis für die Ausgestaltung: Es wäre besser, wenn Klimafinanzierung vom Budget her flexibel wäre und ihre Auszahlungen anders ausrichten würde.“

Um das zu belegen, analysiert das Autorenteam eine ausgeprägte Alternative. Demnach legt die Staatengemeinschaft nicht die Gesamtgröße des Geldtopfs fest (wie die oben erwähnten 100 Milliarden Dollar), sondern nur, um wieviel jedes Land die Geldflüsse innerhalb des Fonds erhöht, wenn es teilnimmt. Erst danach entscheidet jedes Land eigenständig, ob es wirklich selbst mitmacht (wodurch sich dann das Budget flexibel bildet) und wieviel Klimaschutz es realisiert. Verteilt wird das Geld am Ende zwischen allen teilnehmenden Staaten – und zwar proportional zu den über oder unter dem Schnitt liegenden Kosten. „Dann bildet sich ein Gleichgewicht im sozialen Optimum“, berichtet MCC-Forscherin Kornek. „Länder können dann erwarten, dass zusätzlicher Klimaschutz zum Großteil aus dem Geldtopf erstattet wird. Dagegen erscheint Trittbrettfahrer-Verhalten als unattraktiv: Nach einem Ausstieg ist absehbar, dass die verbleibenden Länder deutlich weniger tun und die allgemeinen Klimaschäden spürbar zunehmen.“

Zwar sind in dieser spieltheoretischen Modellanalyse alle Staaten gleich – doch die Studie legt dar, dass das Ergebnis im Prinzip auch für die wirkliche Welt mit reichen und armen sowie stark und weniger stark engagierten Staaten Gültigkeit hat. „In der Realität werden Entscheidungen zu großen Geldtöpfen nicht selten zu später Stunde als Ergebnis von politischem Tauziehen getroffen“, sagt MCC-Direktor und Co-Autor Ottmar Edenhofer. „Gerade deshalb ist es wichtig, dass die Wissenschaft die Finanzierung von Klimaschutz als einem globalen Gemeinschaftsgut auf ihre Anreizwirkung hin abklopft. Diese Studie liefert dazu einen innovativen Beitrag.“

Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gGmbH direkter Link zum Artikel