Interaktive Ausstellung zum Wolf im Umweltministerium

Minister Johannes Remmel wird NABU-Wolfspate - Natürliche Rückkehr des Wolfes nach NRW ist möglich

Nordrhein-Westfalen bereitet sich auf eine natürliche Rückkehr des Wolfes nach NRW vor. Vor allem abwandernde Jungwölfe aus Niedersachsen könnten die nordrhein-westfälischen Grenzen immer wieder streifen und sich eventuell sogar ansiedeln.


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„Deshalb müssen wir uns schon jetzt aktiv auf den Wolf vorbereiten, noch viel über ihn lernen und vor allem bei den Bürgerinnen und Bürgern um Akzeptanz für den Wolf werben“, sagte Umweltminister Johannes Remmel heute bei der Eröffnung einer interaktiven Wolfsausstellung des Naturschutzbundes (NABU) im Umweltministerium. Remmel ergänzte: „Diese Ausstellung leistet hierzu einen wertvollen Beitrag: Denn nur, was man kennt, kann man auch schützen.“

NABU-Landesvorsitzender Josef Tumbrinck überreichte Minister Remmel die Urkunde zur Wolfspatenschaft und den Originalabdruck einer Wolfsfährte: „Wir freuen uns sehr, dass sich Johannes Remmel zum Schutz des Wolfes in NRW bekennt. Wölfe sind Marathonläufer – theoretisch kann also jederzeit ein Wolf in NRW auftauchen. Deshalb ist es wichtig, dass wir in NRW auf den Wolf vorbereitet sind.“

Der Wolf gilt in Nordrhein-Westfalen seit 170 Jahren als ausgestorben. Für viele Menschen ist er noch immer der böse Darsteller in schaurigen Märchen, für andere ein gänzlich Unbekannter. Auch im übrigen Deutschland gab es seit fast 100 Jahren keine sesshaften Wölfe. Doch seit 14 Jahren entwickelt sich insbesondere von der sächsischen Lausitz aus eine neue deutsche Wolfspopulation mit mittlerweile vier Rudeln im benachbarten Niedersachsen. „Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland ist ein großer Artenschutzerfolg. Darüber sollten wir uns freuen. Wenn er zu uns nach NRW kommt, wird er auch bei uns leben dürfen“, sagte Remmel.

Laut Roter Liste sind derzeit in Nordrhein-Westfalen etwa 45 Prozent der heimischen Tier- und Pflanzenarten gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Vor allem eine zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen und die Zerschneidung von Lebensräumen hinterlassen deutliche Spuren. „Wir sind dabei, die Festplatte unserer Natur unwiederbringlich zu löschen. Die Ursachen des Artensterbens sind häufig menschengemacht. Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt gegensteuern“, sagte Remmel. Neben der aktiven und erfolgreichen Wiederansiedlung von Tieren, wie dem Lachs oder dem Biber, kehren viele Tiere aus anderen europäischen Ländern selbstständig nach NRW zurück, sobald Lebensräume wiederhergestellt wurden und die Tiere die entsprechenden Rückzugsräume finden.

Die oftmals beschworene Gefahr für Leib und Leben des Menschen geht vom Wolf nicht aus. Dennoch gibt es in der Öffentlichkeit immer wieder hitzige Debatten um den Wolf. Markus Bathen, Wolfsexperte des NABU-Bundesverbands, sagte: „Immer noch machen Gerüchte um Wolfsangriffe die Runde. Dass es sich bei den Wölfen um ganz normale Wildtiere handelt, die sich nicht für Menschen interessieren, kann man gar nicht oft genug erzählen.“ Auch Remmel betonte, dass er sich eine sachliche Diskussion auf allen Seiten wünsche. Dazu hat das Land 2010 eine erste Arbeitsgruppe aus Fachleuten von Behörden sowie Vertretern der Naturschutzverbände, der Jagd und der Schafzucht gegründet. Ziel der Arbeitsgruppe ist es, die „wolfsfreie“ Zeit zu nutzen, um Akzeptanz für den Wolf zu schaffen und wirtschaftliche Schäden zu vermeiden.

Der Besuch der interaktiven Wolfsausstellung hält viele Überraschungen bereit: An einer Station können Besucherinnen und Besucher erforschen, was der Wolf zuvor gefressen hat. Oder sie testen spielerisch, wie lange ein Wolf braucht, um nach NRW zu kommen. Auch Fotos mit einem lebensgroßen Pappwolf-Rudel sind möglich. Im Rahmen seiner bundesweiten Kampagne „Willkommen Wolf!“ informiert der NABU seit fast zehn Jahren über die Lebensweise des Wolfes.

Die Ausstellung ist vom 20. bis 29. August 2014 im Umweltministerium zu sehen.

Unter www.wolf.nrw.de bietet der Landesbetrieb Wald und Holz das neue Faltblatt sowie das Infoposter zum Wolf als Download oder Bestellung an. Ebenso sind die Termine der neuen NRW-Wolfsausstellung eingestellt.

Verlust der biologischen Vielfalt bedroht das wilde NRW

In Nordrhein-Westfalen leben über 43.000 verschiedene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Dieser Artenreichtum ist die Folge des Nebeneinanders zweier großer, sehr verschiedener Naturräume: Dem atlantisch geprägten Tiefland und dem kontinental geprägten Bergland. Jede dieser Regionen bietet eine historisch gewachsene Vielfalt von Lebensräumen (Biotopen) mit ihren typischen Tieren und Pflanzen, vom kleinsten Insekt über unseren „Urwald-Baum“, die Rotbuche, und den Wanderfalken als weltweit schnellstem Lebewesen bis hin zum größten Wildtier in NRW, dem europäischen Wisent. Ein Schatz direkt vor unserer Tür. Aber auch ein Schatz, der bedroht ist und den es zu bewahren gilt.

Weltweit ist die biologische Vielfalt massiv bedroht. Seit Jahrzehnten ist ein dramatischer Rückgang der Arten zu beobachten. So liegt die gegenwärtige Verlustrate in einigen Regionen der Welt etwa 100 bis 1.000 Mal höher als die natürliche Aussterberate. Auch in NRW geht der Verlust an biologischer Vielfalt weiter. Unsere Landschaften und Lebensräume haben sich durch die Eingriffe des Menschen stark verändert. Dies zeigt zum Beispiel ein Blick auf die Wälder in Deutschland: Von Natur aus wären rund zwei Drittel der Fläche Deutschlands von unserem Ur-Baum, der Rotbuche, bedeckt. Heute sind es real aber nur noch knapp sechs Prozent der Fläche.

Unser Naturerbe in NRW zu erhalten, ist eine Herkulesaufgabe, denn auch in NRW konnte bisher das Artensterben nicht aufgehalten werden: Etwa 45 Prozent der untersuchten Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Nach der aktuellen „Roten Liste NRW“ sind dabei Schmetterlinge (rund 55 Prozent), Moose (60 Prozent), Kriechtiere (etwa 71 Prozent) sowie Vögel und Wildbienen/Wespen (jeweils rund 52 Prozent betroffen) überdurchschnittlich gefährdet.

Die Ursachen des Artensterbens sind häufig menschengemacht: Hierzu gehören unter anderem die zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, die Zerstörung und Zerschneidung naturnaher Lebensräume und der fortschreitende Flächenfraß. So gehen täglich in NRW etwa 10 Hektar an wertvollen Lebensräumen für eine Vielzahl von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten verloren.

Das NRW-Umweltministerium will dem fortschreitenden Verlust der biologischen Vielfalt mit einer neuen Biodiversitätsstrategie und einem neuen Landesnaturschutzgesetz entgegenwirken. Beide Vorhaben sollen zeitnah umgesetzt werden.

Weitere Informationen zum Thema und zur Sommertour 2014:

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen direkter Link zum Artikel