Die EU auf dem Holzweg

Biodiversitätsstrategie

Mit ihrer Biodiversitätsstrategie möchte die Europäische Union in den kommenden Jahrzehnten große Flächen renaturieren und so die Artenvielfalt erhalten. Doch bei der Umsetzung der Pläne macht es sich Brüssel allzu einfach.


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Damit die kommenden Generationen genug frisches Wasser und saubere Luft haben, will die EU den Zustand der Ökosysteme in Europa verbessern. Zu den wichtigsten Maßnahmen dieser Biodiversitätsstrategie gehört eine veränderte Flächennutzung – mit der Absicht, der Natur wieder mehr Raum zu geben und die Artenvielfalt zu erhöhen:

Der Anteil an Siedlungs-, Verkehrs- und Gewerbeflächen sowie an intensiv genutztem Agrarland soll in der EU von heute 25 Prozent bis 2050 auf 15 Prozent verringert werden.

Damit verfolgt die Europäische Kommission zwar hehre Ziele, doch die Strategie ist alles andere als durchdacht. Das Problem beginnt schon damit, dass – wie das Europäische Parlament bereits beklagt hat – die Biodiversitätsstrategie bislang nicht mit der Agrar- und Fischereipolitik der EU verzahnt worden ist.

Ein Eingriff in diese Politikbereiche ist jedoch unvermeidlich, wenn die Flächennutzung geändert werden soll – denn unterm Strich wird die Siedlungsfläche in der EU eher weiter wachsen müssen. Zwar lassen sich in Deutschland und anderen Ländern mit schrumpfender Bevölkerung manche bebaute Flächen renaturieren, etwa durch die Aufgabe einiger Dörfer. Aber es gibt auch das Gegenteil:

In Frankreich und Großbritannien ist der Rückbau von Siedlungsflächen nicht möglich, denn in beiden Ländern wird die Bevölkerung bis 2050 noch um jeweils rund 10 Millionen Menschen wachsen.

Und auch bei den Gewerbeflächen ist vorerst wohl nicht viel zu holen – schließlich hat die EU erst vor kurzem verkündet, dass die europäische Wirtschaft wieder stärker auf den Industriesektor setzen soll (vgl. iwd 6/2014).

Folglich müsste die EU die politischen Weichen dafür stellen, dass landwirtschaftliche Flächen weniger intensiv genutzt oder sogar aufgegeben werden. Dies hätte allerdings zur Folge, dass mehr Agrarprodukte importiert werden müssten – und der landwirtschaftliche Flächenverbrauch außerhalb der EU zunähme.

Das Thema ist also heikel, weshalb es bereits auf die Zeit nach 2020 verschoben wurde. Stattdessen will Brüssel seinen Zurück-zur-Natur-Kurs zunächst den privaten Forstbesitzern aufzwingen – diese sollen künftig biologisch wirtschaften.

Dabei verabschieden sich die privaten Forsteigentümer, denen in der EU 60 Prozent der Wälder gehören, schon seit längerem von Nadelwald-Monokulturen – etwa weil Stürme wie „Kyrill“ und Schädlinge wie der Borkenkäfer Nadelwäldern stärker zusetzen als Laub- und Mischwäldern. Doch ein vollständiges Umsteuern ist schon aufgrund der Bodenbeschaffenheit nicht überall möglich. Zudem rechnet es sich erst auf sehr lange Sicht, da beispielsweise Buchen 100 bis 140 Jahre wachsen müssen, bevor sie wirtschaftlich verwertet werden können.

Und schließlich hätten vor allem kleine Forstunternehmen mit dem bürokratischen Aufwand bei der Umsetzung der Biodiversitätsstrategie zu kämpfen. Statt die private Forstwirtschaft einzuschränken, sollten die EU-Länder daher vornehmlich in ihren staatlichen Wäldern für mehr Artenvielfalt sorgen.

Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. direkter Link zum Artikel