Deutschlands größtes Waldweideprojekt auf der Zielgeraden

Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben verbindet vor den Toren Berlins Naturschutz, Forstwirtschaft und Naherholung

Deutschlands größtes Waldweideprojekt in der Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde biegt auf die Zielgerade. Als nächsten großen Schritt erarbeitet der Förderverein Naturpark Barnim e. V. aktuell ein Konzept, um die ehemaligen Rieselfelder in ein überregional bekanntes Naturerlebnis- und Erholungsgebiet zu entwickeln.


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Mit 300.000 Euro aus Mitteln der Ersatzzahlung fördert die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg die Naturschutzmaßnahmen des Vorhabens, das im kommenden Frühjahr ausläuft.

Nördlich der Berliner Stadtgrenze waren fast ein Jahrhundert lang Abwässer aus der Hauptstadt verrieselt worden, zuletzt auch industriell belastete. „Gut 25 Jahre ist es jetzt her, dass Spaziergänger in der Gegend um Hobrechtsfelde die Nasen rümpften. Heute grasen dort robuste Schottische Hochlandrinder und Konikpferde, joggen Großstädter am Feierabend und erkunden Kitakinder die Natur. Eine beeindruckende Verwandlung“, sagt Brandenburgs Umweltministerin und Stiftungsratsvorsitzende des NaturSchutzFonds Anita Tack.

In dem Berlin-Brandenburgischen Gemeinschaftsvorhaben im Naturpark Barnim wird seit nunmehr drei Jahren eine Fläche von mehr als 800 Hektar zu einem artenreichen und naturnahen Erholungswald entwickelt.

Für den Naturschutz haben die ehemaligen Rieselfelder eine große Bedeutung. „Hier finden sich Hochwald, halboffene aufgeforstete ehemalige Rieselfelder, offene Lichtungen und Hochstaudenfluren sowie Feuchtgebiete und Trockenstandorte direkt nebeneinander“, schildert Andreas Schulze, Projektmanager des Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens das abwechslungsreiche Mosaik.

Durch extensive Beweidung entsteht rund um das ehemalige Berliner Stadtgut Hobrechtsfelde ein in Deutschland sehr selten gewordener Landschaftstyp - eine halboffene Waldlandschaft. Andreas Schulze erklärt: „Die Beweidung ist in der klassischen Waldbewirtschaftung nicht mehr vorgesehen. Insofern experimentieren die zuständigen Verwaltungen und entwickeln eine Mischung aus Forst- und Landwirtschaft im Wald.“

Begleitend wurden zahlreiche Maßnahmen zur Stabilisierung des Landschaftswasserhaushaltes und zur Anhebung des Grundwasserspiegels umgesetzt. Länderübergreifend wurden Staue und Durchlässe zurückgebaut, einige Gräben reaktiviert und andere verschlossen. Neu errichtete Stützschwellen in den Fließgewässern verbessern den Wasserhaushalt der angrenzenden feuchten Lebensräume. Dazu wurden auf rund 300 Hektar zuvor überwiegend dichtem Kiefernwald umfangreiche Waldumbaumaßnahmen eingeleitet, welche den umliegenden Wasserhaushalt ebenso positv beeinflussen.

Seit August 2011 können Besucher das Projektgebiet über rund 50 Personentore betreten und die extensive Waldweide mit Schottischen Hochlandrindern, Uckermärkern und Englischen Parkrindern erleben. Darüber hinaus sind Konik- und Fjordpferde bei der Landschaftsgestaltung zu sehen.

Wander- und Radwegeausschilderung, Informationstafeln mit Orientierungskarten und überdachte Rastplätze sowie Aussichtsplattformen haben das Gebiet erlebbar werden lassen. Für die Reiter der Region wurden 7,5 km Reitwege rund um Hobrechtsfelde hergerichtet. Zudem werden noch viele Meter Wander- und Radwege instand gesetzt.

Im Besucherzentrum Gut Hobrechtsfelde, in den Mauern des historischen Kornspeichers, informiert eine spannende Ausstellung über die Geschichte der Waldweide und die Rieselfeldwirtschaft sowie über die aktuellen Projekte zur Revitalisierung der Landschaft. Besucher können zudem die Weidetierrassen in Schaugehegen erleben, Streichelgehege laden Kinder ein. Abwechslungsreiche Führungen, ein Themenspielplatz, Pony- und Pferdereiten sowie Segway-Touren runden das Naturerlebnis-Angebot ab.

Über das Projekt

Der Förderverein des Naturparks Barnim ist Träger des Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde in enger Kooperation mit dem Berliner Forsten und der Naturparkverwaltung. Weitere Projektpartner sind die Agrar GmbH Gut Hobrechtsfelde, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin, die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), die Berliner Stadtgüter GmbH, der Landkreis Barnim, die Kommunen Wandlitz, Panketal und Bernau sowie die regionale Molkerei Lobetaler Bio und touristische Anbieter der Region.

Das Projektgebiet liegt am nördlichen Stadtrand von Berlin. Es erstreckt sich über Berliner und Brandenburger Flächen rund um das ehemalige Berliner Stadtgut Hobrechtsfelde. Es ist Teil des 75.000 ha großen länderübergreifenden Naturparks Barnim. Aus einem Suchraum von 2.000 ha wurde eine Beweidungskulisse von ca. 835 ha ausgewählt. Sie umfasst in den Forstrevieren Gorin, Buch und Blankenfelde des Berliner Forstamtes Pankow neun Beweidungskomplexe zwischen 50 und 150 Hektar Größe. Charakteristisch ist das abwechslungsreiche Mosaik von Hochwald, halboffenen, aufgeforsteten ehemaligen Rieselfeldern, offenen Lichtungen und Hochstaudenfluren, sowie Feuchtgebieten und Trockenstandorten.

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) fördert das Hauptvorhaben über vier Jahre mit rund 1,7 Millionen Euro sowie die wissenschaftliche Begleitung der HNEE mit mehr als 370.000 €. Weitere Förderer des Hauptvorhabens sind die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg mit 300.000 Euro, das Land Berlin mit 700.000 Euro, der Landkreis Barnim mit 50.000 Euro und der Förderverein Naturpark Barnim e. V. mit 120.000 Euro.

Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg direkter Link zum Artikel