Ausgestorbene Art kehrt zurück nach Hessen!

Gelungene Nachweise des Fischotters an der Eder, im Spessart und im Vogelsberg

Offiziell gilt Lutra lutra – so der wissenschaftliche Name des Fischotters - nach der Hessischen Roten Liste der Säugetiere als „ausgestorben“. Doch diese Bewertung dürfte wohl der Vergangenheit ange­hören, freut sich Hessens Umweltministerin Priska Hinz. „Nach Biber, Luchs und Sumpfschild­kröte hat Hessen jetzt einen weiteren Rückkehrer in seinem Arteninventar“, so Hessens Umwelt­ministerin.


Voller Zugriff auf den Tagesanzeiger – Registrieren Sie sich jetzt kostenlos!

Um den vollständigen Artikel im Tagesanzeiger zu lesen, melden Sie sich bitte in Ihrem Themennetzwerke®-Konto an. Die Registrierung bei Themennetzwerke® ist kostenlos und ermöglicht Ihnen den vollständigen Zugang zum Tagesanzeiger und vielem mehr.

Falls Sie den Tagesanzeiger bereits auf kommunalwirtschaft.eu abonniert hatten und davor keinen Themennetzwerke® Account registriert hatten, dann klicken Sie auf den folgenden Link, um Ihr Passwort zu Ihrer bereits registrierten E-Mail-Adresse hinzuzufügen: Passwort für kommunalwirtschaft.eu Abonnenten hinzufügen

Jetzt einloggen Kostenlos registrieren

 

Die hessische Naturschutzverwaltung gab im Jahr 2013 in mehreren Landesteilen eine gezielte Suche nach dem Fischotter in Auftrag, nachdem es in der Vergangenheit immer wieder Hin­weise auf herum­streifende Einzeltiere gegeben hatte. Die Ergebnisse waren genau so überraschend wie positiv. Orien­tierende Untersuchungen des Regierungspräsidiums Darmstadt und von Hessen Forst FENA erbrach­ten Nachweise des Wassermarders an der Eder, im Vogelsbergkreis sowie im Spessart an der hessischen Landesgrenze im Main-Kinzig-Kreis.

„Offensichtlich haben die Verbesserung der Gewässergüte und die Renaturierung zahlreicher hessischen Bächen und Flüssen Erfolge gezeigt und dem Fischotter die Rückkehr ermöglicht“, ergänzt Ministerin Hinz. „Vielleicht hat auch der im Spessart wieder angesiedelte Biber mit seiner Fähigkeit, Gewässer naturnah umzugestalten, die Voraussetzungen für die Rückkehr des Fisch­otters verbessert“, so die Ministerin.

Freude auch bei FENA und RP

„Das sind richtige Glückstreffer“ freut sich auch die Säugetierexpertin Susanne Jokisch von Hessen-Forst FENA und ihr Kollege Jürgen Siek vom Regierungspräsidium in Darmstadt ergänzt: „Endlich gibt es handfeste Nachweise, dass der Fischotter wieder zurück in Hessen ist“.

Dabei kam der Zufall zu Hilfe. Im Vogelsbergkreis steht eigentlich derzeit der Luchs im Fokus. Seit dem Herbst 2013 führt der Sach­bereich Naturschutz der FENA dort an 45 Standorten mittels Foto-Kameras ein Luchs-Monitoring durch. Umso größer war die Überraschung, als auf einer der Aufnah­men ein „fischotterähnliches“ Tier zu sehen war! Das etwas verwischte Fotofallenbild wurde dann in der deutschen „Fischotterszene“ herumgereicht – einstimmige Meinung: „hier ist mit Sicherheit ein Fisch­otter zu sehen… wenn es bloß nicht in Hessen wäre…“ – denn da gilt der Fischotter seit über 50 Jahren als verschollen (Rote Liste Status „0“ – ausgestorben/verschollen). Die FENA wollte es nun genauer wissen und beauftragte einen bayerischen Fischotterexperten, intensiver nach Hinweisen auf den Fischotter­ zu forschen – und tatsächlich konnte das Tier auf diese Art an mehreren Bachläufen des Vogelsberges zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Gleichzeitig wurde auch das Regierungspräsidium in Darmstadt fündig. Im Auftrag der oberen Natur­schutzbehörde untersuchte ein Fischotterexperte aus Österreich Gewässer im Spessart und der Eder im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Und auch hier gelangen eindeutige Nachweise: der Fischotter ist also auch wieder eine hessische Art!

Landesweite Untersuchung und Statusermittlung

Auf Grundlage der regionalen Nachweise ist für das Jahr 2015 ist nun eine landesweite Untersuchung zur Verbreitung des Fischotters in Hessen geplant, berichtet der Biologe Dr. Matthias Kuprian vom hessischen Umweltministerium. Es gilt, den Status der Art zu erfassen. Handelt es sich noch um Einzeltiere auf Reviersuche oder gibt es bereits Bestände, die erfolgreich reproduzieren?

Gleichzeitig wurden die zuständigen Behörden vom Umweltministerium aufgefordert, den Fischotter bereits jetzt bei der FFH-Maßnahmenplanung zu berücksichtigen. Für den hochgradig gefährdeten Wassermarder, der in den Anhängen II und IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geführt wird und besonders an verkehrsreichen Straßen leicht unter die Räder kommt, können damit bereits voraus­laufend Schutzmaß­nahmen ergriffen und beispielsweise Brückenbauwerke „entschärft“ werden. Um dies zu erreichen, wurde seitens der Naturschutzbehörden eine landesweite Arbeitsgruppe gegründet, die künftig notwendige Maßnahmen koordinieren soll.

Um den wenigen, heimlich lebenden Tieren auf die Spur zu kommen, bittet das Servicezentrum für Forsteinrichtung und Naturschutz (FENA) um Mithilfe der Bevölkerung.

„fischig-fruchtig mit einem Hauch von Moschus“ - Hinweise bitte melden!

Genaue Bestandsangaben sind in Hessen aktuell kaum möglich, denn der Wassermarder lebt sehr versteckt. Zudem besteht Verwechslungsgefahr mit anderen Wasserräubern wie dem Mink, der ursprünglich aus Nordamerika stammt und auch in Hessen auf dem Vormarsch ist. Direkte Beobach­tungen des Fischotters sind reine Zufallsfunde. FENA bittet daher, alle Otter-Beobachtungen und Hinweise möglichst mit genauer Ortsangabe und Fotonachweis zu melden. Nur wenn die Standorte der Art bekannt sind, können gezielte Schutzmaßnahmen ergriffen werden.

Doch auch indirekte Hinweise auf Fischotter können dabei hilfreich sein.

Kot/Markierung

Zum Glück gelingt der Nachweis des Fischotters auch noch nach Wochen oder gar Monaten, denn der Fischotter hinterlässt ganz charakteristische Spuren! Er markiert unter Brückenbauwerken mit Kot und Drüsensekret, was er bevorzugt an markanten Punkten an Land absetzt. Der mit Fischschuppen und Grätenresten durchsetzte Fischotterkot hat einen unverwechselbaren Geruch, den Experten als „fischig-fruchtig mit einem Hauch von Moschus“ beschreiben.

Pfoten-Abdrücke

Interessanterweise unterqueren Fischotter Brückenbauwerke gerne trockenen Fußes auf den sogenannten Banketten. Das sind befestigte Bereiche rechts und links des Gewässerlaufes. Hier hinterlässt er in feuchten, weichen Bodenbereichen auch seine typischen Fußabdrücke.

Verkehrsopfer

Fehlt ein solcher „Randstreifen“ wird dies dem Fischotter oft zum Verhängnis. Er überquert dann – im Bestreben trockenen Fußes das Bauwerk zu passieren – häufig die Straße – was ihn leicht zum Verkehrsopfer werden lässt – leider auch eine Form des Nachweises.

Die Säugetier-Expertin Susanne Jokisch bei Hessen-Forst FENA freut sich über alle Hinweise auf mögliche weitere Fischottervorkommen in Hessen!

Weitere Informationen zum Erkennen von Fischotterspuren und ein Meldeformular finden Sie auf der Homepage von Hessen-Forst: www.hessen-forst.de 

Hessen-Forst FENA