Außergewöhnlich erfolgreiches Geschäftsjahr 2017

Stadtwerke Bielefeld:

Die Stadtwerke Bielefeld blicken auf ein überaus erfolgreiches Geschäftsjahr 2017 zurück. Dieses war von außergewöhnlichen Umständen beeinflusst, aber auch operativ besser als geplant. Die Stadtwerke Bielefeld befinden sich aktuell in einer sehr guten finanziellen Lage.


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Neben dem ausschüttungsfähigen Jahresergebnis von rund 82,9 Millionen Euro (Vorjahr: 58,4 Millionen Euro), konnte zusätzlich eine Eigenkapitalstärkung von rund 75 Millionen Euro erwirtschaftet werden.

„Auch das Geschäftsjahr 2017 hat wieder gezeigt, wie sehr die neuen Herausforderungen und der Wettbewerbsdruck die Energiebranche verändern. Trotzdem ist es uns gelungen, unsere Markt- und Wettbewerbsposition auf gutem Niveau zu halten“, freuen sich Martin Uekmann und Friedhelm Rieke, Geschäftsführer der Stadtwerke Bielefeld. „Mit dem Ergebnis ist es erneut möglich, die Kosten der Verkehrstochter moBiel auszugleichen. Diese liegen durch einen Sondereffekt in diesem Jahr mit 9,6 Millionen Euro deutlich niedriger als üblich, was unser Ergebnis zusätzlich stärkt.“

Beeinflusst wurde das Geschäftsjahr vor allem durch die aktuellen Megatrends - die Digitalisierung sowie die Energie- und Verkehrswende. War die Rolle der Energieversorger in der Vergangenheit eher darauf beschränkt, Strom und Gas zu liefern, ergeben sich durch die genannten Trends ganz neue Möglichkeiten und die Notwendigkeit, Versorgung neu zu denken. Durch die Energiewende, intelligente Messsysteme, veränderte rechtliche Rahmenbedingungen sowie den Wandel der Kundenkommunikation hin zu digitalen Kanälen verändert sich das Marktumfeld für Energieversorger rasant. Auch die Mobilität und Telekommunikation befinden sich im Umbruch.

„Betrachtet man all diese Umstände, können wir sehr zufrieden sein mit unserem Ergebnis. Sieht man einmal von den Sondereffekten und außergewöhnlichen Umständen ab, konnten wir dank vielfältiger Aktivitäten auch unser Kerngeschäft stärken. So wurden zum Beispiel in den Wärmesparten und beim Trinkwasser höhere Absatzmengen erzielt“, so Friedhelm Rieke. „Außerdem hält sich der Trend, dass die Bielefelderinnen und Bielefelder ihren Stadtwerken Vertrauen schenken. Wir haben beim Strom in Bielefeld nur eine Wechselquote von 14,6 Prozent. Bundesweit liegt diese bei 42,7 Prozent. Auch die Wechselquote beim Gas ist vergleichsweise niedrig. Sie beträgt in Bielefeld 14,7 Prozent, im Bundesdurchschnitt sind es 33,2 Prozent.“

Den größten Anteil an dem außergewöhnlichen Ergebnis hatte allerdings die Kernbrennstoffsteuer-Rückzahlung in Grohnde. Sie allein macht rund 120 Millionen Euro aus. Martin Uekmann: „Wir haben aufgrund dieser besonderen Situation mit der Stadt Bielefeld und der BBVG vereinbart, dass rund 90 Millionen Euro aus den Ergebnissen 2016 und 2017 an uns zurückfließen und nicht wie bisher üblich das gesamte Ergebnis an die Stadt abgeführt wird. Dies ist nötig, da die Stadtwerke in den kommenden Jahren dringende Zukunftsinvestitionen tätigen müssen. Bis 2027 wollen wir 280 Millionen Euro in den Breitbandausbau stecken, weiteres Geld wird für den Ausbau der erneuerbaren Energien gebraucht. Und nicht zu vergessen: Wir wollen die Zukunft der Mobilität aktiv mitgestalten und investieren unter anderem in Ladesäuleninfrastruktur und neue Verkehrsangebote. moBiel sieht sich schon jetzt als der Mobilitätsdienstleister der Stadt Bielefeld und will es auch bleiben.“

Zusätzlich zur genannten Eigenkapitalstärkung können die Stadtwerke in diesem Jahr weitere 82,9 Millionen Euro an die Stadt abführen.

Kerngeschäft rund 12 Millionen Euro über Plan

Die Umsatzerlöse sind im vergangenen Geschäftsjahr deutlich gesunken. Grund dafür sind unter anderem die niedrigeren Absätze in der Stromversorgung. Dennoch konnte im Kerngeschäft ein besseres Ergebnis erzielt werden als geplant.

Der Stromabsatz liegt mit rund drei Milliarden Kilowattstunden rund neun Prozent unter dem Vorjahresniveau. Der Rückgang geht größtenteils auf Sondervertragskunden außerhalb Bielefelds zurück, wo aufgrund des harten Wettbewerbs zwei Großabnehmer an die Konkurrenz verloren gingen. Bei den Haushalts- und Sondervertragskunden in Bielefeld fiel der Absatzrückgang moderater aus, er liegt bei 5 Prozent. Gründe dafür sind weiterhin, neben der allgemeinen Effizienzentwicklung, zunehmende Eigenerzeugung durch EEG-Anlagen und die Wettbewerbsentwicklung. Friedhelm Rieke: „Trotz scharfen Wettbewerbs setzen wir immer noch doppelt so viel Strom ab als vor der Liberalisierung des Strommarktes in 1998.“

Beim Erdgas konnten die Absatzmengen an Weiterverteiler und im Handel um 14,2 Prozent gesteigert werden. „Die Liefermenge an andere Stadtwerke war aufgrund unserer Einkaufskooperationen wieder hoch“, so Friedhelm Rieke. Der Gaseinsatz in den Kraftwerken stieg außerdem um 3,2 Prozent. Aufgrund der wärmeren Witterung verbrauchten die Bielefelder Kunden in 2017 hingegen weniger Erdgas. Haushalts- und Gewerbekunden verbrauchten 5,7 Prozent weniger. Bei Sondervertragskunden war es ein Minus von 10,5 Prozent. Insgesamt ist die Gasabgabe damit aber immer noch um 2,4 Prozent auf 4,6 Milliarden Kilowattstunden gestiegen.

Ungeachtet der Witterung konnten auch die Absatzzahlen im Bereich der Fernwärme gesteigert werden. Der gesamte Fernwärmeabsatz, also Wärme und Dampf, stieg um 1,7 Prozent auf 870,2 Millionen Kilowattstunden. Dies lag auf der einen Seite an unerwartet großen Abnahmen durch Groß- und Sondervertragskunden. Auf der anderen Seite trugen auch die Erfolge bei den Neuanschlüssen an das Fernwärmenetz zur Steigerung des Absatzes bei. Das Fernwärme-Netz wurde 2017 um drei Kilometer erweitert. Damit beträgt die Netzlänge jetzt 212,6 Kilometer. Die Hausanschlüsse konnten um fast 100 auf rund 3.870 gesteigert werden

Die Wasserabgabe belief sich im Geschäftsjahr 2017 auf 18,3 Millionen Kubikmeter. Das sind 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Bedarf an Trinkwasser ist seit einigen Jahren wieder steigend. Das liegt vor allem am Bevölkerungswachstum insgesamt, aber auch an steigendem Bedarf und der dadurch erhöhten Nachfrage aus umliegenden Kommunen, bei denen es eher einmal zu Wasserengpässen kommt.

Effekte aus Beteiligungen machen fast 130 Millionen über Plan aus

Dass die Stadtwerke Bielefeld ein so außergewöhnlich gutes Ergebnis einfahren konnten, liegt im Besonderen an diversen Sondereffekten.

Der bereits erwähnte Ergebniseffekt aus Grohnde beträgt vor Steuern allein 120 Millionen Euro.

Dem Ergebnis der moBiel GmbH kam der Verkauf der Westfalenbahn zu Gute. Die drei Gesellschafter moBiel GmbH, Mindener Kreisbahnen GmbH und die Verkehrsbetriebe Extertal GmbH hatten im Juli 2017 ihre jeweilige Beteiligung an der Westfalenbahn vollständig an die Abellio GmbH übertragen. Grund für die Veräußerung der Anteile war, dass der Schienenpersonennahverkehr ein zunehmend umkämpfter Markt ist. Die kommunalen Partner sahen die Abellio GmbH dafür besser gerüstet, als die kommunalen Partner, die auf den Öffentlichen Personennahverkehr spezialisiert sind.

Ein weiterer Effekt ergibt sich aus der Ausgliederung des Busbetriebs der Stadtwerke Gütersloh, an denen die Stadtwerke Bielefeld beteiligt sind. „Rückwirkend zum 1. Januar 2018 wurde der Busverkehr in eine Tochtergesellschaft mit dem Namen „Stadtbus Gütersloh GmbH“ ausgegliedert. An der können wir rein rechtlich nicht mehr beteiligt sein, müssen aber auch die Verluste nicht weiter mittragen“, erklärt Martin Uekmann.

Töchter wirtschaften gut

Einen positiven Effekt auf die Gesamtbilanz hatten auch die erfolgreichen Geschäftsjahre 2017 der Stadtwerke Tochterunternehmen.

Den Verkehrsbetrieben moBiel ist es gelungen die Kostenunterdeckung auf 9,6 Millionen Euro zu reduzieren. Zudem konnten die Fahrgastzahlen in Bus und Stadtbahn um 0,5 Prozent gesteigert werden, auf 59,9 Millionen.

Die BBF GmbH konnte im vergangenen Geschäftsjahr etwas weniger Gäste in die Hallen- und Freibäder locken. Alle Bäder, inklusive des ISHARA und der Oetker-Eisbahn, verzeichneten 1,28 Millionen Besucher. Im Vorjahr waren es noch 1,34 Millionen. Grund dafür war die Freibadsaison, die ohne eine langanhaltende Schönwetterphase unterdurchschnittlich war. Trotzdem ist es erneut gelungen die Verluste der BBF mit 9,9 Millionen unter der angestrebten Zielmarke von zehn Millionen Euro zu halten.

Die Telekommunikationstochter BITel konnte mit einem Ergebnis von 1,6 Millionen Euro das Jahr 2017 ebenfalls erfolgreich abschließen. Die Zahl der Kundenanschlüsse belief sich zum Ende des Jahres auf rund 32.300. Das ist ein Plus von fast zwei Prozent. Die Telekommunikationsbranche erlebt zurzeit einen nahezu revolutionären technischen Wandel durch den Ausbau des Glasfasernetzes - der Preisdruck verschärft sich weiter. Die wirtschaftliche Entwicklung der BITel verläuft unter diesen Gesichtspunkten sehr positiv.

Wie in den Vorjahren überzeugte das Ergebnis der Interargem auch in 2017. Vorbehaltlich der Feststellung des Jahresabschlusses durch die Gesellschafterversammlung konnte die IAE ein Ergebnis von 16,2 Millionen Euro erzielen. In den Verbrennungsanlagen in Bielefeld und Hameln wurden rund 692.000 Tonnen Abfall verarbeitet. Der Stromabsatz lag demnach bei 350 Millionen Kilowattstunden, womit insgesamt 125.000 Haushalte versorgt werden konnten. Der Fernwärmeabsatz lag bei rund 605 Millionen Kilowattstunden, mit denen rund 40.500 Haushalte versorgt werden konnten.

Investitionen in die Zukunft - Gruppenstrategie

„Wir haben früh genug erkannt dass wir als Stadtwerke Bielefeld nicht mehr nur auf unser Kerngeschäft gucken dürfen, deswegen gehen wir bereits seit zwei Jahren einer Gruppenstrategie nach“, erklärt Friedhelm Rieke. „ Das bedeutet, dass wir mit Hilfe aller Tochterunternehmen neue Geschäftsfelder erschließen und neue Produkte an den Markt bringen wollen.“ Martin Uekmann ergänzt: „Wir haben den einzigartigen Vorteil, dass die Stadtwerke Bielefeld Gruppe aus unterschiedlichsten Unternehmen besteht, die in Zusammenarbeit Mehrwerte für die Kunden entwickeln können. Ein erstes Kombiprodukt ist uns in diesem Jahr mit BIClever gelungen – einer deutschlandweit einzigartigen Flatrate für Strom und Internet, die seit dem Start im April gut angenommen wird. Mit dem Clipticket bei moBiel ist uns der nächste Coup gelungen, indem dank der Unterstützung von Werbepartnern die Fahrgäste aktuell für nur 99 Cent durch die Stadt fahren können.“

Und damit sind die Zukunftsplanungen noch lange nicht abgeschlossen. Durch die Eigenkapitalstärkung um 90 Millionen Euro können große Investitionsprogramme für das kommende Jahrzehnt angestoßen werden.

Ganz oben auf der Agenda steht der Aufbau eines flächendeckenden Glasfasernetzes in der Stadt. Martin Uekmann: „Die Bereitstellung eines Glasfasernetzes in ganz Bielefeld sehen wir als Teil der Daseinsvorsorge. Sie gehört zur modernen Infrastruktur genauso wie die Energie- und Wassernetze.“ Rund 280 Millionen Euro möchten die Stadtwerke Bielefeld bis 2027 in das Glasfasernetz investieren. Ziel ist ein flächendeckendes Angebot in der gesamten Stadt. Im Juli ist bereits Baubeginn. In einem ersten Schritt werden Teile des Sudbracks ausgebaut.

Ein großes Handlungsfeld bleibt auch die Energiewende. Seit 2008 flossen bereits rund 200 Millionen Euro in den Bau von Solar-, Biomasse- und Windkraftanlagen sowie den Ausbau der Fernwärmeversorgung – mit deutlich sichtbaren Erfolgen. Denn entgegen dem Bundestrend haben die Stadtwerke Bielefeld schon 2016, damit vier Jahre vor der Zeit, das ehrgeizige Ziel einer Kohlendioxid-Reduzierung um 40 Prozent erreicht. Friedhelm Rieke betont, dass das aber noch lange nicht das Ende ist: „In den nächsten drei Jahren wollen wir weitere 40 Millionen Euro investieren. Zum einen stehen weitere Windkraft-Projekte an, zum anderen wollen wir das Thema Energiespeicherung angehen.“ Neben kleineren dezentralen Speichern, geht es auch um die Errichtung eines innovativen Batterie-Speicher-Kraftwerks auf dem Betriebsgelände in Schildesche.

Nicht zu vergessen ist dann noch das Thema Verkehrswende. Neben den geplanten Investitionen für Stadtbahn- und Infrastrukturausbau, wurde die Beschaffung von 24 neuen Vamos-Bahnen für rund 90 Millionen Euro auf den Weg gebracht. Bei moBiel geht es mittelfristig um den Umstieg auf alternative Antriebe. In einem ersten Schritt sollen deswegen Brennstoffzellen-Busse erprobt werden. Außerdem wird bei moBiel an Mobilitätskonzepten in Richtung Car-, Fahrrad- und Roller-Sharing gearbeitet. Schon in diesem Jahr steht der Ausbau der Ladesäulen-Infrastruktur für Elektroautos an. Für die geplanten Projekte sind rund 30 Millionen Euro bis 2027 eingeplant.

Ausblick auf das Geschäftsjahr 2018

„Diese beeindruckende Zahl an Projekten macht deutlich, wie vielfältig die Herausforderungen für die Stadtwerke im laufenden und in den kommenden Jahren sein werden“, stellt Martin Uekmann fest.

Friedhelm Rieke betont: „Deswegen gilt, trotz des guten aktuellen Ergebnisses, dass wir mittelfristig von einem Erlösrückgang ausgehen. Die Zukunftsinvestitionen werden sich erst nach einer gewissen Anlaufphase rechnen. Wir sind aber der festen Überzeugung, dass sie ordentliche Deckungsbeiträge zur Verbesserung der zukünftigen Ertragskraft des Unternehmens erzeugen werden.“ Insbesondere bei künftigen zusätzlichen Mobilitätsprojekten ist die Stadtwerke Bielefeld Gruppe auf die Unterstützung des Gesellschafters angewiesen. Martin Uekmann: „Unser Verständnis als Mobilitätsdienstleister ist es, unsere Expertise einzubringen, Projekte zu entwickeln und neue Formen der Mobilität erfolgreich in Bielefeld zu etablieren. Im Idealfall gibt es einen überparteilichen Konsens darüber, welche von der Stadt gewünschten Konzepte umgesetzt und von ihr finanziert werden sollen.“

Für das aktuell laufende Geschäftsjahr geht das Unternehmen von einem im Branchendurchschnitt weit überdurchschnittlichen Ergebnis von rund 27 Millionen Euro aus, nach Abdeckung der Verkehrsverluste.

Außergewöhnlich erfolgreiches Geschäftsjahr 2017 - Anhang 1
Stadtwerke Bielefeld GmbH