Studie zur Netzoptimierung vorgestellt

Perspektiven für Thüringer Bahnverkehr ab 2024-2030 untersucht

Die Bahninfrastruktur wird sich bis 2030 verändern. Welche Auswirkungen das auf den Bahnfahrplan in Thüringen haben kann, wurde in einer vom Verkehrsministerium beauftragten Studie untersucht: „Durch die zugesagte Elektrifizierung der Mitte-Deutschland-Verbindung werden Züge schneller."


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"Andererseits müssen wir auch Szenarien entwickeln für den Fall, dass im nächsten Jahrzehnt die Züge mit Neigetechnik nicht mehr zur Verfügung stehen“, sagte Ministerin Birgit Keller bei der Vorstellung der Studie ‚Netzoptimierungsplan / Zielkonzept Integraler Taktfahrplan (ITF) 2024/2030‘ in Erfurt.

Ziel der Studie ist es, die absehbaren langfristigen Veränderungen bis 2030 zu bewerten und die Handlungsoptionen frühzeitig zu identifizieren. „Die Handlungsempfehlungen aus der Studie werden wir prüfen. Wir haben uns entschlossen, neben den Eisenbahnverkehrs- und Infrastrukturunternehmen die Fahrgastverbände und Initiativen zum Bahnverkehr zur heutigen Präsentation einzuladen, damit wir sie frühzeitig in den Diskussionsprozess einbinden können“, sagte Keller.

Die Gutachter machen zahlreiche Vorschläge für ein weiterentwickeltes Angebotskonzept, die nun zunächst bei der Fortschreibung des Nahverkehrsplans für die Jahre 2018 – 2022 in Workshops öffentlich diskutiert werden sollen. Anschließend müssen sie mit den benachbarten Bundesländern abgestimmt und gegebenenfalls bei künftigen Ausschreibungen beachtet werden.

Neben Untersuchungen zum künftigen Fahrplanangebot wurden auch detaillierte Anforderungen an die Streckeninfrastruktur abgeleitet. Dies können Geschwindigkeitsanhebungen, zusätzliche Signale in den Bahnhöfen zum Zusammenhängen und Trennen von Zügen oder auch zusätzliche Weichen sein.
„Wir wollen umweltfreundliche Alternativen zum Auto und Flugzeug schaffen, und die Vorteile des schnellen Bahnverkehrs für alle Thüringer Regionen durch optimale Angebote und Anschlüsse im Thüringer Schienennahverkehr erschließen“, so Keller weiter. Hierzu werden wir den Integralen Taktfahrplan für Thüringen weiter entwickeln. Es gilt gemeinsam mit den Bahnen die erreichten und zukünftigen Fortschritte beim Ausbau der Bahninfrastruktur möglichst gewinnbringend zu nutzen. Das Schienenverkehrsangebot in Thüringen wird sich in den nächsten Jahren in Form ausgeweiteter Fern- und Nahverkehrsangebote, kürzerer Reisezeiten und optimierte Anschlussverknüpfungen verbessern. Darüber hinaus leistet die Studie einen wichtigen Beitrag für die zielgerichtete Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur in Thüringen“, so Keller.

Hintergrund

Das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) hatte in Zusammenarbeit mit der Nahverkehrsservicegesellschaft Thüringen (NVS) die DB Netz AG sowie die SMA und Partner AG aus Zürich als Gutachter beauftragt, in einer Studie Optimierungspotentiale für den Schienenpersonennahverkehr zu den Zeithorizonten 2024 und 2030 zu untersuchen. Das Beratungsteam der DB Netz AG berät Aufgabenträger für den Nahverkehr und Eisenbahnverkehrsunternehmen in der Weiterentwicklung und Optimierung des Fahrplanangebots. Das Team hat bereits in mehreren Bundesländern mit Studien die Weiterentwicklung der Angebotskonzepte unterstützt.

Ein besonderer Schwerpunkt der Studie lag dabei auf den künftigen Herausforderungen des Fahrzeugmarktes und den maßgeblichen Infrastrukturmaßnahmen. Dazu zählen die in Zukunft voraussichtlich nicht mehr zur Verfügung stehenden Neigetechnikfahrzeuge und die Elektrifizierung der Mitte-Deutschland-Verbindung. Für die Weiterentwicklung des Thüringer Integralen Taktfahrplans sind für das Land das frühzeitige Erkennen von Konflikten und verschiedene Varianten an Lösungsmöglichkeiten wichtig. Im Zusammenspiel von Netzkapazität, Eisenbahninfrastruktur und möglichem Fahrzeugeinsatz soll auch künftig der bestmögliche Fahrplan für Thüringen erarbeitet werden.

Die Studie schlägt u.a. folgende mögliche Weiterentwicklungen des Integralen Taktfahrplans (ITF) für Thüringen vor:

Auf der MDV könnte das Angebot auf der stark nachgefragten Strecke zwischen Erfurt und Jena auf vier Züge pro Stunde zu einem Viertelstundentakt aus RE und RB verdichtet werden, sofern sich die Nachfrage weiterhin positiv entwickelt und ausreichend Finanzmittel des Bundes zur Verfügung stehen. Die IC-Linie 51 würde dabei aus dem Ruhrgebiet kommend weiterhin bis Gera verkehren und nach der MDV-Elektrifizierung bis nach Chemnitz verlängert werden. Hierdurch entstünde ein Anschluss an den RE in Richtung Dresden.

In Ostthüringen erfordert die neue IC-Linie 61 von Nürnberg über Jena nach Leipzig durch das Saaletal Änderungen im Nahverkehrsangebot. Auch die deutlichen Fahrtzeitgewinne durch den Infrastrukturausbau auf der Strecke Leipzig-Altenburg-Hof sollten durch Änderungen der Anschlüsse in Altenburg und Gößnitz bis in das Thüringer Kernnetz weitergegeben werden.

Zwischen Erfurt und Nordhausen kann nach Abschluss des Streckenausbaus ein neues Konzept aus RE und RB (Regionalbahn) umgesetzt werden. Die RE-Züge mit Halt in Erfurt Nord, Straußfurt, Greußen, Sondershausen und Wolkramshausen verbinden beide Städte mit einer Fahrtzeit von rund einer Stunde und erreichen die Anschlüsse im 30er-Knoten sowohl in Nordhausen als auch in Erfurt. Ergänzend verkehren Regionalbahnen, die an allen Stationen auf der Strecke halten, und in Nordhausen um eine Stunde versetzt zum RE fahren. In Erfurt erreichen diese den Nullknoten mit Anschluss u.a. an die RB nach Eisenach und Weimar.

In Südthüringen entstünde in Grimmenthal ein neuer ITF-Knoten zu den Minuten 15 und 45. So könnten nicht nur Anschlüsse von Erfurt nach Meiningen und Themar gewährt werden. Künftig werden auch aus Richtung Würzburg Anschlüsse zu beiden Fahrtzielen erreichbar.

Der Regionalexpress (RE) 2 Erfurt – Kassel könnte durch einen verlängerten RE 3 (Altenburg-Gera-Jena-Erfurt-Leinefelde-Göttingen) ersetzt werden und würde dann den RE 1 (Glauchau-Göttingen) zum Stundentakt ergänzen. Beim RE 3 und beim RE 1 führt der Wegfall der Neigetechnik zu einer angespannten Fahrplansituation. Mittelfristig könnte durch die Elektrifizierung und abschnittsweisen Geschwindigkeitsanhebung der MDV eine Entspannung des Fahrplans erwirkt werden.

Im Abschnitt Leinefelde-Kassel könnte der RE 19 von Halle nach Kassel verlängert werden und den RE 2 ersetzen. Damit würden auf dieser Strecke künftig stündlich spurtstarke Elektrotriebwagen verkehren mit zusätzlichen Direktverbindungen von Nordhausen nach Kassel.

Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft direkter Link zum Artikel