Klimawandel im Kessel

Stadt und Deutscher Wetterdienst erwarten für Stuttgart künftig mehr Tage mit starker Wärmebelastung

Es wird immer wärmer - 2016 war das weltweit wärmste Jahr. Experten rechnen mit weiteren außergewöhnlichen Wetterlagen. Auch der Stuttgarter Kessel wird sich in den Sommermonaten in Zukunft noch stärker aufheizen.


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Das zeigen Ergebnisse eines neuen Stadtklimaprojektes, das der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Kooperation mit der Stadt Stuttgart durchgeführt hat. Der Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, Peter Pätzold, und der Vizepräsident des DWD, Dr. Paul Becker, stellten die daraus für Stuttgart abgeleiteten Ergebnisse am Dienstag, 13. Juni, im Rathaus vor.

Bürgermeister Pätzold: "Die Erderwärmung ist deutlich spürbar. Seit Beginn des letzten Jahrhunderts stieg die durchschnittliche Temperatur in Deutschland um fast ein Grad Celsius an. Der Wandel des Klimas macht sich vor allem im Südwesten Deutschlands und besonders in eng besiedelten Städten wie Stuttgart durch eine steigende Wärmebelastung bemerkbar. Wir müssen uns deshalb in Zukunft noch stärker mit den Folgen des Klimawandels auseinandersetzen."

Ziel der Kooperation mit dem DWD war die Schaffung einer Datengrundlage, mit der die Auswirkungen des Klimawandels auf die Hitzebelastung in Stuttgart noch besser darstellbar sind. Der Vizepräsident des DWD, Dr. Paul Becker, erläuterte: "Der DWD hat für Stuttgart eine besonders hochaufgelöste Computersimulation durchgeführt. Die Klimamodellierungen für die Landeshauptstadt zeigen, dass sich Stuttgart künftig auf deutlich mehr Tage mit starker Wärmebelastung einstellen muss."

Ergebnisse der Klimamodellierung

Weitere Ergebnisse der Klimamodellierung für Stuttgart sind:

  • Im ungünstigen Fall ist bis zur Mitte des Jahrhunderts eine Verdoppelung der Tage mit starker Wärmebelastung möglich.
  • Neben dem Stadtkessel sind insbesondere die Industrie- und Gewerbegebiete im Neckartal von einer starken Wärmebelastung betroffen.
  • Den bewaldeten Höhenlagen kommt eine besondere Bedeutung als kühles Refugium zu.

Bürgermeister Pätzold erklärte: "Aus den Ergebnissen ziehen wir Konsequenzen für die Stadtplanung. Indem wir in ,Mehr Grün in der Stadt' investieren, verbessern wir in der Innenstadt nicht nur die Wohn- und Aufenthaltsqualität der Bürgerinnen und Bürger. Durch grüne Freiflächen können wir auch für ein besseres Klima in der Stadt sorgen und den veränderten Wetterlagen entgegenwirken."

Datengrundlage durch Messfahrzeuge

Datengrundlage waren die vieljährigen Messstationen des DWD im Raum Stuttgart (Schnarrenberg, Echterdingen), die Station des Umweltamts (Schwabenzentrum) und eine durch den DWD durchgeführte Messkampagne. Hinzu kamen temporäre Messungen an drei Stationen: außerhalb des Talkessels (Dornhaldenfriedhof und Hohenheim), in einer für Stuttgart typischen Halbhöhenlage (Gänsheide) und in der Innenstadt (Diakonissenplatz).

Die Daten wurden im Sommer 2013 und Sommer 2014 erhoben. Zusätzlich wurden an mehreren Tagen im August 2013 und Juli 2014 mittags, abends und morgens vor Sonnenaufgang Profilmessfahrten mit einem Messfahrzeug durchgeführt.

Auswertung der Messungen und Modellrechnungen

Die Messergebnisse zeigen deutlich, dass die Änderung der Lufttemperatur zwischen dem Kesselboden, den Hanglagen und den Hochflächen um Stuttgart abhängig von der Geländehöhe und der Flächennutzung ist. Nach den Modellrechnungen tritt in den freien Höhenlagen eine starke Wärmebelastung (d. h. Tage mit einer gefühlten Temperatur von mehr als 32 Grad Celsius) an weniger als 20 Tagen und in bewaldeten Höhenlagen sogar an weniger als fünf Tagen pro Jahr auf. In den bebauten Tallagen wie dem Stuttgarter Kessel, dem Neckartal, dem Feuerbachtal oder dem Rohrackertal tritt eine starke Wärmebelastung hingegen an über 30 Tagen pro Jahr auf.

Die höchsten Werte treten bei mittlerer und dichter Bebauung und vor allem in Industrie- und Gewerbegebieten auf. Hier gibt es pro Jahr 35 Belastungstage oder mehr. Grund sind die hohen Flächenanteile an Versiegelung und Bebauung in Kombination mit Gebäudeformen, die wenig Schatten spenden. In einigen Industrie- und Gewerbegebieten, in denen das Neckartal eine geringe Talbreite aufweist, wie z. B. in den südöstlichen Stadtteilen Wangen, Untertürkheim und Mettingen, werden auch über 40 Belastungstage pro Jahr erreicht.

Städtisches Grünprogramm "Mehr Grün in der Stadt"

Mit dem kommunalen Grünprogramm ist die Stadt Stuttgart bereits für ein besseres Klima im innenstädtischen Bereich aktiv. Ziel ist es, Höfe, Dächer und Fassaden zu begrünen und die Entsiegelung von Flächen voranzutreiben. Grünflächen können in den heißen Sommermonaten die Hitze in der Stadt reduzieren. Gleichzeitig kann ein Großteil des Regenwassers versickern und verdunsten und somit in den natürlichen Wasserkreislauf zurückkehren. Die Koordinierungsstelle des kommunalen Grünprogramms bietet kostenlose Beratungen und finanzielle Unterstützung an.

Klimawandel im Kessel - Anhang 1
Landeshauptstadt Stuttgart direkter Link zum Artikel