Kreispolitik diskutiert Weiterentwicklung des ÖPNV

Kreispolitik diskutiert Weiterentwicklung des ÖPNV
Kreispolitik diskutiert Weiterentwicklung des ÖPNV

Bus- und Bahnfahren soll einfacher und noch attraktiver werden – Ausschuss erarbeitet zahlreiche Vorschläge

„Wir müssen Busse und Bahnen konsequent vom Fahrgast her denken – und dann entscheiden, an welchen Stellen wir Verbesserungen vornehmen.“ Mit diesem Fazit traf Landrat Karl Röckinger die Stimmung der 40 Kreisräte, die sich im Rahmen eines Klausurtags mit der Weiterentwicklung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) beschäftigt hatten. Dabei, so Röckinger, sei auch deutlich geworden, dass Verbesserungen Geld kosten – ob beim Fahrplanangebot, Tarifen oder der örtlichen Infrastruktur. „Unter den Kreistagsmitgliedern kann ich die grundsätzliche Bereitschaft dazu erkennen“, meinte der Kreischef.


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Hintergrund des Klausurtags waren sinkende Fahrgastzahlen im Gebiet des VPE sowie Forderungen der Kreispolitik nach einer einfachen und transparenten Tarifgestaltung, insbesondere bei den Verkehrsbeziehungen in den Großraum Stuttgart. Außerdem steht die Fortschreibung des Nahverkehrsplans an. „Der Nahverkehrsplan hat eine wichtige Bündelungsfunktion für alle Themen rund um den ÖPNV und ist damit das zentrale Planungsinstrument für dessen Weiterentwicklung“, erläutert Landrats-Vize Wolfgang Herz als für ÖPNV und Klimaschutz zuständiger Dezernent: „Dazu wollten wir mit dem Umwelt- und Verkehrsausschuss neue Ideen erarbeiten“.

Und die gab es reichlich von den Kreispolitikern: Unter anderem sollen die Schienenverbindungen zwischen Karlsruhe, Pforzheim und Stuttgart ausgebaut und die Pläne zur Stadtbahnverlängerung von Ittersbach in den Enzkreis weiter verfolgt werden. Verbesserungsbedarf sehen die Teilnehmer bei der Taktdichte und der Schaffung zusätzlicher Querverbindungen zwischen den Ortschaften. Zahlreiche Vorschläge betrafen die Tarifstruktur – von einem Ein-Zonen-Tagesticket bis zu verschiedenen Rabattmodellen.

Vor allem bei den Übergängen in die benachbarten Verkehrsverbünde müsse der ÖPNV benutzerfreundlicher werden. Dabei können elektronische Tickets oder sogenannte CICO-Systeme künftig eine Rolle spielen. CICO steht für „check in check out“ und bedeutet, dass per Handy oder Chipkarte der jeweilige Ein- und Ausstieg erfasst und die Fahrt anschließend zum jeweils günstigsten Tarif abgerechnet wird – unabhängig davon, in welchem Verkehrsverbund der Fahrgast unterwegs ist.

In den Klausurtag gestartet waren die Teilnehmer ganz praxisnah: mit einer Linienbusfahrt über Wiernsheim nach Mühlacker und von dort mit der Stadtbahn zurück nach Pforzheim. Während der Fahrt konnten sie über die App des Verkehrsverbunds Pforzheim Enzkreis (VPE) in Echtzeit verfolgen, wo sich ihr Bus gerade befindet, welche nächste Haltestelle er ansteuert und ob er pünktlich ist. VPE-Geschäftsführer Axel Hofsäß erläuterte das Betriebsleitsystem, das diese und andere Fahrgastinformationen in Echtzeit generiert.

Hofsäß stellte auch die geplanten Standorte für Mobilitätszentralen in Pforzheim und in Mühlacker vor: Dort sollen nicht nur Reiseauskünfte gegeben und Fahrkarten verkauft, sondern verschiedene Mobilitätsangebote miteinander verknüpft werden – zum Beispiel mit Car-Sharing-Angeboten oder einem Fahrrad- und Pedelec-Verleih. Zurück im Landratsamt, gab es eine „Breitseite“ an Informationen für die Kreisräte – von der Struktur des VPE und des ÖPNV im Enzkreis über Kennzahlenvergleiche mit anderen Verbünden bis zu den Zielen der Landesregierung, zum Beispiel dem geplanten Landestarif, der in einer ersten Stufe 2018 eingeführt werden soll.

Spannend wurde es bei der Frage, ob es in Baden-Württemberg zu viele Verkehrsverbünde gibt. Die Einschätzungen reichten von einem klaren Ja, (Matthias Lieb vom VCD, dem Verkehrsclub Deutschland) bis zum ebenso klaren Nein (Manfred Hovenjürgen, Geschäftsführer DB Regio Bus) und dem Hinweis auf die Schwierigkeit zu entscheiden, wohin man sich letztlich orientiert (Gerhard Gross, Geschäftsführer HNV in Heilbronn). In der Diskussion wurde aber auch deutlich, dass allein Veränderungen der Verbundstruktur die Qualität des ÖPNV nicht verbessern.

„Mit den bereitgestellten Mitteln leistet der VPE eine hervorragende Arbeit“, sagte Landrat Röckinger in seinem Schlusswort. Allerdings sei es notwendig, die Ursachen für den Fahrgast-Rückgang zu erforschen und immer wieder die Anforderungen der ÖPNV-Nutzer aufzunehmen, um mehr Autofahrern den Umstieg auf den ÖPNV schmackhaft zu machen. „Wir wollen einen attraktiven und zukunftsfähigen ÖPNV im Enzkreis und leisten damit auch einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz “, so der Landrat.

Landratsamt Enzkreis
Kreispolitik diskutiert Weiterentwicklung des ÖPNV
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