Gehölzpflege für mehr Verkehrssicherheit

Gehölzpflege für mehr Verkehrssicherheit
Gehölzpflege für mehr Verkehrssicherheit

Mit dem 1. Oktober beginnt die Gehölzpflegesaison. Bis Ende Februar dürfen dann Bäume und Sträucher gefällt, geschnitten oder auf den Stock gesetzt werden.

Für die Pflege des Grüns rechts und links der Autobahnen sind in der Autobahnniederlassung Westfalen 17 Meistereien zuständig.


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Sie setzen selbst die Säge an oder beauftragen Firmen, die Pflege der Gehölzflächen zu übernehmen. „Im Vordergrund der Arbeiten steht die Verkehrssicherheit“, sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Autobahn-Niederlassung Westfalen. „Sichtachsen und Schilder müssen freigeschnitten und Baumbestände so gepflegt werden, dass von ihnen keine Gefahr für den Verkehr ausgeht.“

Die Autobahnniederlassung Westfalen betreut 1385 Kilometer Autobahn. Nicht überall stehen an diesen Strecken Bäume und Sträucher. „Summiert man aber die vielen Teilflächen rechts und links der Strecke und in den „Ohren“ der Abfahrten und Kreuze, muss die Autobahn Westfalen einen großen Wald betreuen und pflegen“, unterstreicht Elfriede Sauerwein-Braksiek den hohen Grün-Anteil der Autobahn Westfalen. „Wir kümmern uns nicht nur um Bauwerke und Fahrbahnen, sondern auch um jede Menge Natur.“

Baumkontrolleure haben Bestand im Blick

Alle drei bis fünf Jahre werden die mit Bäumen und Sträuchern bewachsenen Randbereiche der Autobahnen in der Regel gepflegt. Zusätzlich zu den so genannten Gehölzen – die zum Beispiel in den Abfahrten und Autobahnkreuzen auch auf größeren Flächen stehen, sind mehrere tausend sogenannte Einzelbäume bereits in einem digitalen Baumkataster verzeichnet. Da die Autobahn Westfalen auch Strecken in Niedersachsen und Hessen betreut, werden diese Daten aus unterschiedlichen Systemen derzeit zusammengeführt.

Einzelbäume werden regelmäßig von Baumkontrolleuren untersucht, die den Zustand der Bäume dokumentieren. Nur wenn ein Baum absehbar nicht mehr standsicher ist oder große Äste abbrechen könnten, wird eine Fällung veranlasst. Bei den flächigen Gehölzen führen die Autobahnmeistereien in der Regel eine so genannte "selektive Bestandspflege" durch. Das heißt, einzelne Bäume werden aus dem Bestand genommen bzw. „auf den Stock gesetzt“. Diese Pflegemethode eignet sich vor allem dann, wenn ausreichend Bäume vorhanden sind, die auch allein stehend noch stabil und sicher sind. Stehen die Bäume hingegen sehr dicht beieinander und sind vor allem schlanke Exemplare enthalten, ist ein flächiges "auf den Stock setzen" erforderlich, da die einzelnen Bäume für sich nicht stabil genug stehen würden. Das ist häufig bei Altbeständen, die damals aus heutiger Sicht zu dicht gepflanzt wurden, der Fall.

Arbeiten nur tagsüber möglich

Flächen, auf denen die Gehölze auf den Stock gesetzt werden, fallen den Verkehrsteilnehmern aber auch Anliegern der Autobahnen auf. „Der Blick geht für ein paar Wochen nicht mehr ins Grüne, sondern die Bereiche sehen tatsächlich zunächst sehr gerupft aus“, gibt die Niederlassungsdirektorin zu. Doch die Natur zeige gerade an diesen Flächen, was sie leisten kann. Schon in der folgenden Vegetationsperiode schlagen die auf den Stock gesetzten Bäume buschig wieder aus. Auf den gelichteten Flächen gedeihen zudem viele Pflanzen, die vor allem für Insekten ein vielfältiges Nahrungsangebot bieten. Hier können Blumen und Kräuter wachsen, die im dichten Unterholz nicht genügend Licht bekommen. Vögel und Kleintiere finden auch auf diesen Flächen einen Lebensraum. Dadurch, dass die Wurzeln im Boden verbleiben und die Bäume buschig wieder austreiben, werden die Böschungen gesichert und eine intensive Pflege ist erst wieder nach einigen Jahren notwendig. „Das ist uns vor allem mit Blick auf den Eingriff in den Verkehr wichtig“, sagt Sauerwein-Braksiek. „Oberste Devise ist, mit den notwendigen Pflegemaßnahmen so wenig Stau wie möglich zu verursachen.“ Anders als bei Reparaturmaßnahmen an Fahrbahnen oder Schutzeinrichtungen können die Arbeiten der Gehölzpflege aber nicht nachts durchgeführt werden. „Es wäre zu gefährlich mit der Säge oder dem Fällbagger in der Dunkelheit zu arbeiten.“

Seit drei Jahren sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Autobahnmeistereien auch außerhalb der offiziellen Gehölzpflegesaison häufig mit der Säge oder mit schwerem Gerät unterwegs. „Dann geht es um Gefahrenbäume“, erklärt Elfriede Sauerwein-Braksiek. Durch die extrem trockenen Sommer in der Vergangenheit sind viele Bäume geschwächt und anfällig für Pilze und Krankheiten. „Wir müssen das ganze Jahr einen Blick darauf haben, ob ein Baum abgestorben ist und damit zur Gefahr werden kann.“

Schnittgut wird zur Biomasse

Ein geringer Teil des Holzes verbleibt vor Ort, wo es als Totholz oder zu Reisighaufen gestapelt Pilzen, Pflanzen, Insekten und Vögeln einen neuen Lebensraum bietet. Der weitaus größere Teil des Gehölzes wird jedoch entfernt, damit in den Bereichen eine Naturverjüngung stattfinden kann und wieder austreibende Wurzelstöcke sich entwickeln können. Das Schnittgut wird weiterverwertet und als gehäckselte Biomasse energetisch genutzt oder kommt als Holzwerkstoff zum Einsatz, zum Beispiel für Spanplatten. Eine Nutzung als klassisches Brennholz oder als sogenanntes „Stammholz lang“ kommt so gut wie nicht vor.

In der Regel werden der Holzschnitt und der Abtransport in einem Arbeitsgang erledigt. Es kann aber auch vorkommen, dass Schnittgut zunächst gesammelt wird und in einem zweiten Arbeitsgang gehäckselt und abtransportiert wird. Da die Gehölzpflegeeinsätze so organisiert sind, dass morgens nach den Pendlerströmen begonnen wird und die Arbeiten nachmittags vor dem Feierabendverkehr beendet werden sollen, kann eine solche Trennung der Arbeitsgänge sinnvoll sein.

Komplexe Pflege mit hohen Kosten

Und macht die Autobahn Westfalen Gewinn bei der Gehölzpflege? „Im Mittelpunkt der Gehölzpflege steht die Verkehrssicherheit und nicht der Holzertrag“, betont die Niederlassungsdirektorin. Die Gehölzpflege dürfe daher nicht mit klassischen Holzerntemaßnahmen im Wirtschaftswald verglichen werden. Sauerwein-Braksiek: „Die Gehölzpflege an Straßen ist komplex, gearbeitet wird auf engem Raum und oft in steilen Böschungen. An den Autobahnen müssen für die Arbeiten Standstreifen oder auch Fahrspuren gesperrt werden, damit Platz für die eingesetzten Maschinen bleibt und der Verkehr noch sicher vorbeifließen kann. Die entsprechenden Sicherungsmaßnahmen kommen zu den Kosten für den Holzeinschlag hinzu. Das bedingt, dass die Einnahmen aus einem Verkauf des Schnittgutes nicht als Gewinn verbucht werden können, sondern allenfalls dazu dienen, die meist hohen Kosten der Pflegearbeiten für den Steuerzahler zu mindern.“

Hintergrund

  • Zu Beginn der Pflegesaison werden die betroffenen Städte und Naturschutzbehörden über größere Maßnahmen in Kenntnis gesetzt. Müssen zum Beispiel Anschlussstellen für den Pflegeeinsatz gesperrt werden, werden die Informationen über die Medien veröffentlicht, zudem sind sie auf der Homepage der Autobahn Westfalen zu finden. Sind Anwohner betroffen, werden sie direkt informiert. Bei Maßnahmen zur Gefahrenabwehr muss in Ausnahmefällen auf eine Vorabinformation verzichtet werden.
  • Gezielt gepflanzt werden Bäume heute nur noch wenig. Gerade einmal fünf bis zehn Prozent machen Bäume bei Neuanpflanzungen aus. Die Autobahn Westfalen setzt zudem vermehrt auf strauch- und buschartige Pflanzen. Ein Vorteil: Beerentragende Büsche bieten nicht nur Nahrung und Lebensraum für Vögel und Kleinsäuger, die Tiere sorgen gleichzeitig für eine stetige Verjüngung des Bestandes, in dem sie die Samen verbreiten.
  • Die Gehölzpflege richtet sich nach den Vorgaben des "Gesetzes über Naturschutz und Landschaftspflege" (Bundesnaturschutzgesetz, BNatSchG). Darüber hinaus gibt es Regeln, die für die Autobahn Westfalen festgeschrieben worden sind. Damit wird gewährleistet, dass die Anforderungen des Natur- und Artenschutzes Berücksichtigung finden.
  • Stehen Baufeldräumungen wie zum Beispiel für Ausbaumaßnahmen an der A1 oder A44 an, geschieht dies auch in der vegetationsarmen Zeit. Allerdings werden dann auch in der Regel die Wurzeln mit entfernt. Für große Baumaßnahmen werden Eingriffe in die Natur durch Ersatzmaßnahmen ausgeglichen.
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