Plastikmüll ist ein Riesen-Problem!

Plastikabfälle in den Weltmeeren und in der Isar

Die erschreckenden Bilder von gigantischen Plastikstrudeln in den Meeren, von verendete Tieren, die nur noch Kunststofffetzen im Magen hatten und von Traumstränden, die mit Plastiktüten und -flaschen übersät sind, gehen seit geraumer Zeit durch alle Medien und soziale Netzwerke.


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Keiner kann und darf davor die Augen verschließen. Aber nicht nur das, was sichtbar ist, bedroht unsere Umwelt: Kleinste Teilchen aus Kunststoff, das so genannte Mikroplastik, schwimmen mittlerweile in Seen, Flüssen und Meeren.

Und das Problem liegt nicht nur im entfernten Winkel des Pazifik. Es ist auch vor unserer Haustüre: Erst vor Kurzem haben Forscher der Universität Bayreuth1 entdeckt, dass sich in der Isar zwischen Baierbrunn, kurz vor München, und Moosburg, rund 45 km nördlich-östlich unserer Stadt, die feinen Partikel an Mikroplastik mehr als verzehnfachen (Steigerung von 8,3 auf 87,9 Partikel pro Kubikmeter Wasser).

Noch ist nicht genau erforscht, wie diese winzigen Kunststoffteilchen in die Isar kommen und ob es sich um Mikroplastik aus Kosmetikprodukten oder zersetzte Kleinteile vom Party-Müll der zahlreichen Isar Besuchern handelt. „Aber eines wird klar“ sagt Axel Markwardt, Kommunalreferent und Erster Werkleiter des AWM: „Wir müssen generell unseren Plastikverbrauch und unser Konsumverhalten kritisch überdenken.“

Position des AWM: Abfallvermeidung

Der AWM verfolgt hier eine ganz klare Strategie, die auch im Abfallwirtschaftskonzept von 2017, das im Münchner Stadtrat einstimmig sehr gelobt wurde, festgeschrieben ist:

Dabei kommt Abfallvermeidung noch vor der stofflichen Verwertung (Recycling). Es gilt deshalb auch so viele Plastikabfälle wie möglich zu vermeiden. Der AWM setzt damit die Grundsätze der Abfallhierarchie um, die in § 6 des Kreislaufwirtschaftsgesetzes vorgegeben sind.

Dies scheint dem AWM wichtig vor allem in Hinblick auf die Entwicklungen der letzten Jahre und Jahrzehnte: Seit zu Beginn der 90er Jahre durch die Verpackungsverordnung die Entsorgung von Verpackungsabfällen in die Verantwortung von Herstellern (Industrie) und Inverkehrbringern (Handel) gelegt wurde:

  • haben die Verpackungsabfälle um rund 30% zugenommen
  • ist die Mehrwegquote um rund 25% gesunken.

Dieser Tendenz, die sich aus Sicht des AWM gerade in jüngerer Zeit mit dem Aufblühen des online-Handels und der to-go-Mentalität bedenklich beschleunigt hat, muss aus Gründen der Nachhaltigkeit, aus Respekt für unsere Ressourcen und unsere Umwelt, unbedingt entgegen gewirkt werden. Dafür macht sich der AWM stark. Deshalb startet der AWM heute die Kampagne gegen Plastikabfälle.

Die Kampagne und ihre Ziele

„Plastikmüll ist ein Riesen-Problem!“: Mit diesem Slogan möchte der AWM die Münchnerinnen und Münchner für das Thema sensibilisieren. In einer stadtweit angelegten Kampagne soll der Bevölkerung die Dimension der Problematik vor Augen geführt und nahe gebracht werden.

Die Plakate zeigen drei beliebte Münchner Bauwerke: Angefüllt mit Plastikmüll symbolisieren sie die geschätzten Mengen, die in der Landeshauptstadt produziert werden:

Bavaria: Die Münchner produzieren stündlich so viel Plastikmüll, dass man die komplette Bavaria damit füllen könnte;

Siegestor: Die Münchner produzieren täglich so viel Plastikmüll, dass man das ganze
Siegestor damit füllen könnte;

Frauentürme: Die Münchner produzieren wöchentlich so viel Plastikmüll, dass man einen Turm der Frauenkirche vollständig damit füllen könnte.

Doch der AWM möchte nicht nur aufrütteln, sondern gleichzeitig möglichst viele Leute dazu motivieren, auf Plastik und Verpackungen zu verzichten. Deshalb befinden sich auf den Plakaten und in einem Flyer zwölf Tipps für den Alltag, wie man Einwegprodukte durch nachhaltigere Alternativen ersetzen kann: So kann man zum Beispiel Obst und Gemüse oft unverpackt kaufen, die Brotzeitbox ersetzt gut Alufolie und Butterbrotpapier, Getränkekartons können durch Mehrwegflaschen ersetzt werden und die Milchflasche ist umweltfreundlicher als die Milchtüte.

„Generell geht es uns darum“, sagt Axel Markwardt,„Verpackungen nach Möglichkeit zu vermeiden und Einwegprodukte durch Mehrweglösungen zu ersetzen“.

Das sei schon ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Um die Münchnerinnen und Münchner auf das Thema aufmerksam zu machen, setzt der AWM für rund 10 Tage im Stadtgebiet eine Vielzahl von Plakaten ein, ergänzt um kurze Spots im Fahrgast-TV des MVV sowie auf den Infoscreens an U-Bahnsteigen.

Zudem werden verschiedene öffentliche Einrichtungen (wie zum Beispiel Bibliotheken, Schulen, Kindergärten und städtische Dienststellen) mit Plakaten ausgestattet.

Bis Mitte Oktober werden die Motive auch an den meisten LKWs des AWM zu sehen sein. Und selbstverständlich wird der AWM die Kampagne auch online auf der eigenen Internetseite, auf der Seite www.muenchen.de und in den Sozialen Netzwerken publik machen.

Zusätzlich wird der AWM Flyer verteilen, in denen die Abfallvermeidungstipps dazu einladen, Abfälle – insbesondere die aus Plastik – zu vermeiden.

Was macht der AWM sonst noch gegen die Plastikflut? 

Der AWM setzt sich an verschiedenen Fronten und auf allen Ebenen für die Abfallvermeidung ein. Dabei gilt vor allem: Mehrweg statt Einweg:

  • Kampagne gegen Einweg-Kaffebecher Bereits mit der groß angelegten Kampagne 2017 gegen Einweg-Kaffee-Becher hatte der AWM großen Erfolg. „Die enorme Aufmerksamkeit, die wir mit unserem Riesen-Kaffeebecher letztes Jahr erzielt hatte, freut mich sehr“, sagt Markwardt. „Das zeigt, dass wir das Richtige getan haben“. Mittlerweile haben sich mehrere Institutionen gemeldet, die den Riesenbecher ausleihen und selbst aufstellen möchten. Und rund 200 Verkaufsstellen in München haben sich einem Mehrwegsystem mit Pfandbechern angeschlossen.
  • Einwegverbot bei Veranstaltungen auf städtischem Grund: Schon 1992 hat der AWM das Einwegverbot bei Veranstaltungen auf städtischem Grund durchgesetzt. Das berühmteste Beispiel dafür ist die Wiesn: Die Restmüllmenge pro Besucher ist dadurch von 2 kg auf rund 200 g gesunken, also um circa 90%;
  • Runder Tisch gegen Einweg-Plastiktüten: Der AWM koordiniert darüber hinaus einen Runden Tisch mit Akteuren der Münchner Wirtschaftswelt und Handel, um den Plastiktüten Einhalt zu gebieten. Wiederverwenden statt Wegwerfen:
  • Halle 2: Mit der Halle 2 hat der AWM ein Gebrauchtwarenkaufhaus der Stadt München geschaffen, in dem alle Bürgerinnen und Bürger noch gut erhaltene Gegenstände günstig einkaufen können, die sonst im Müll landen würden. Damit vermeidet der AWM jedes Jahr rund 1.000 Tonnen Abfall.
  • Angebote zum Wiederverwenden auf der Internetseite: Auf der eigenen Internetseite bietet der AWM Raum für ein Flohmarktportal, ein Leihlexikon, einen Reparatur- und Secondhandführer, ein Verschenkportal und Repair-Cafés.

So wie die Isar nicht am Stadtrand von München aufhört zu fließen, so lässt auch der AWM seinen Blick für eine nachhaltige Abfallwirtschaft nicht am eigenen Tellerrand enden.

„Wir engagieren uns natürlich für München“ bekräftigt Markwardt, „aber wir setzen uns bei der Abfallvermeidung auch auf Bundesebene und in der Europäischen Union ein!“. Deshalb begrüßt der AWM die kürzlich veröffentlichten Forderungen der EU Kommission, unter anderem:

  • Plastik-Einweggeschirr zu verbieten
  • ebenso Trinkhalme aus Kunststoff, Halter für Luftballons und Wattestäbchen
  • Verpackungen für Fast-Food einzudämmen
  • und bis 2030 alle Kunststoffe wiederverwertbar zu machen.

Dies ist allerdings aus Sicht des AWM nur ein erster Schritt in die richtige Richtung. Abfallvermeidung bedeutet, die Probleme an der Wurzel zu packen. Denn Einwegprodukte und Verpackungen, die vermieden werden, werden erst gar nicht zu Abfall. Und dort, wo eine Vermeidung nicht möglich ist, müssen Produkte und insbesondere auch Verpackungen so gedacht und entworfen werden, dass sie eine lange Lebensdauer haben und danach gut recycelbar sind.

Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) direkter Link zum Artikel