Svenja Jürgens mit ihren "Kollegen" der AWM.

Unsere Mitarbeiterin Svenja Jürgens wurde eingeladen, sich einen Tag lang die Arbeit eines kommunalen Entsorgungsbetriebs anzusehen. Als Expertin für Circular Economy hat sie nicht lange gezögert und freudig zugesagt, am 29.10.19 bei den Abfallwirtschaftsbetrieben in Münster (AWM) mit anzupacken! Was sie erlebt hat und warum sie vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der AWM großen Respekt hat, fasst sie hier in einem kleinen Erlebnisbericht zusammen.

5:45 Uhr, Ankunft und Kleideranprobe:

Pünktlich werde ich am Haupteingang erwartet. Bevor die Arbeit losgehen kann, werde ich natürlich erstmal mit der richtigen Kleidung ausgestattet – dabei geht es um Sicherheit und Zugehörigkeit. Und schon hier bekomme ich die ersten Erfahrungstipps: Latzhosen sind praktisch für die Bewegungsfreiheit. Ich fühle mich in der Latzhose jedenfalls sehr wohl.

6:00 Uhr, Disposition und Aufbruch:

Ein kurzes Hallo in der Dispo und ein lautes „Moin“ an alle Kolleginnen und Kollegen, die teilweise doch etwas verwundert sind, mich hier zu sehen. Ende Oktober ist eine intensive Zeit, denn nicht nur der April macht was er will, sondern auch der Herbst. 

6:15 Uhr, Straßenreinigung:

Die Straßenreinigung hat gerade im Herbst unglaublich viel zu tun, sodass am Morgen gut geplant werden muss, wie viele Laubwagen rausfahren und welche Kehrmaschinen von wem besetzt werden. Zunächst müssen wir eine gewisse Strecke mit der Kehrmaschine fahren, um im Revier anfangen zu können. Auf der Fahrt erklärt mir ein Kollege, was im Herbst besonders anstrengend ist. Froh ist die Straßenreinigung, wenn das Laub nass ist, denn dann kann es besser aufgesaugt werden. Gemeinsam mit den anderen Kollegen im Revier arbeite ich mit dem Besen, um dem Kollegen auf der Kehrmaschine zuzuarbeiten. Hier geht alles sehr zügig und man muss aufpassen, den ganzen Trupp nicht in Verzug zu bringen. Dennoch bleibt Zeit für ein kleines Pläuschchen während des Fegens und meine Kollegen freuen sich über ein bisschen Unterstützung.

10:00 Uhr, Müllabfuhr:

Zurück auf dem Hof geht es weiter mit der Abfallabfuhr. Bio- und Papiertonnen sind am Dienstag in der Münsteraner Innenstadt das Thema Nummer 1. Ich habe ein bisschen Respekt vor der körperlichen Arbeit, doch viel Zeit zum Überlegen bleibt mir nicht, denn die Jungs sind sehr gut im Zeitplan, das Wetter ist schön und alle wollen auch die letzten Straßen ordentlich und zügig abarbeiten. Nach den ersten Tonnen habe ich dann den Teamablauf und das Prinzip des „Tonnen ran holen“ – „ausleeren“ – „ordentlich zurückstellen“ durchschaut. Besonders beim Kippen gibt es ein paar Dinge zu lernen: Immer genug Abstand halten, Tonnen richtig leeren und die richtigen Knöpfe drücken, wenn es mal Probleme gibt. Die Kellertonnen in der Innenstadt sind eine besondere Herausforderung und ich bin dem Team sehr dankbar, dass ich diese nur anreichen muss und die Kollegen die teilweise sehr schweren Tonnen aus den Kellern holen. Ein paar Scherze darüber und schon bin ich ganz gut ins Team integriert. Ich glaube, ich überrasche die Kollegen, weil ich die Arbeit nicht aufhalte, sondern ernsthaft unterstütze. Ein schöner Moment für mich und das Team: Ein Anwohner fragt, ob ich neu im Team bin und dass die AWM immer sehr ordentlich arbeiten und zuverlässig sind. So ein Lob hört man gerne. 

14:00 Uhr, Besichtigung der Anlagen:

  1. Mechanische Restabfallaufbereitungsanlage

Die Abfallwirtschaftsbetriebe Münster haben mehrere Standorte und verschiedene Anlagen. Nach einem schnellen Blick in die Biovergärungsanlage darf ich mir die mechanische Restabfallaufbereitungsanlage (MRA) etwas genauer ansehen. Ich erfahre, dass der größte Störfaktor alte Filmbänder sind, die sich in der Siebtrommel so stark verheddern können, dass es manchmal zum Stillstand der Anlage kommt. Auch in einer Stadt, in der die Menschen umweltbewusst leben, kommt doch eine ganze Menge Müll zusammen. Eine Wertstofftonne könnte laut dem Anlageningenieur helfen, schon vorzeitig einige Wertstoffe zu extrahieren, bevor sie im Restmüll mit anderen Stoffen verunreinigt werden. Er ist gespannt auf die Einführung (in Münster wird die Wertstofftonne zum 1. Januar 2020 stadtweit eingeführt) und die damit im Zusammenhang stehenden Veränderungen in der MRA. 

  1. Kompostierung und Blockkraftheizwerk

Danach geht es direkt weiter zur Kompostierung. Diese kenne ich schon vom Morgen, da sie gleichzeitig der Umschlagplatz für das Laub ist. Und wie bei jedem Kompostierer: Die Störstoffe und gesetzlichen Regelungen sind ein Dauerthema! Eine erneute Verschärfung rollt auf diesen Sektor zu. Dennoch ist die Qualität des Kompostes in Münster super, Öffentlichkeitsarbeit (Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger für eine sortenreine Bioabfallsammlung) spielt hier eine besonders wichtige Rolle. 

  1. Deponie-Erlebnispfad

Nach einer kleinen Runde um das Blockkraftheizwerk geht es auf den Deponie-Erlebnispfad. Vom höchsten Punkt der Deponie hat man einen wunderschönen Blick über Münster. Nach einem kurzen Fachsimpeln über das sogenannte Landfill-Mining und dessen Sinnhaftigkeit sowie verschiedenen Geschichten aus der Historie der AWM, gibt es einen kurzen Blick auf die Photovoltaik-Anlage, die den obersten Hang der Deponie schmückt und für die Münsteraner Energie sorgt. Noch ein kleiner Streifzug über einen der 11 (!) Wertstoffhöfe und ein Blick auf die Sickerwasserreinigungsanlage und schon geht es wieder zurück ins Büro. 

16:00 Uhr, interne Struktur und Funktionen bei der AWM:

Der Tag endet im Hauptgebäude, wo ich hochspannende Einblicke in die Struktur der AWM bekomme. Viele Fragen rund um Controlling, Gebührenkalkulation sind neben der Aufgabenverteilung wichtige Punkte. Es bleibt noch Zeit sich über die verschiedenen wichtigen Bereiche eines öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgers auszutauschen, um abschließend zusammenzufassen, dass ein gutes Team der Grundstein jedes erfolgreichen Handelns ist. 

18:00 Uhr, mein Fazit:

Mein Tag ist unglaublich spannend gewesen und hat in mir viele neue Fragen und Ideen geweckt, was alles in der Abfallwirtschaft möglich ist, um Kreisläufe zu schließen und Wertstoffe zurückzugewinnen. Dass ich mich mal für Anlagentechnik interessieren würde sowie für verschiedene Prozesse und mathematische Fragestellungen, hätte sich wohl niemand vorstellen können. Die häufigsten Fragen, die mir von den Kolleginnen und Kollegen gestellt wurden, waren: „Und welche ist die beste Abteilung? Wo war es besser? Bei denen oder bei uns?“ Meine Antwort fällt sehr diplomatisch aus: Ich habe mich den ganzen Tag über rundum wohlgefühlt und bin sehr dankbar für die schnelle Aufnahme in die einzelnen Teams, für alle Einblicke und kritischen Fragen, die ich stellen durfte, für die Geduld mich dabei zu haben und zu sehen, wie gute Teamarbeit funktionieren kann und alle Spaß haben – auch wenn Laubzeit ist!

Einen großen Dank an Herrn Hasenkamp für die Einladung, an Frau Blaschek für die Organisation und ans gesamte Team der AWM, dass ich für einen Tag als Lokalheldin dabei sein durfte!

 

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