Mehr Nachhaltigkeit wagen – so lautet unser Slogan. Kommunale Unternehmen tragen auf vielen Ebenen zu einer nachhaltigen Entwicklung in der deutschen Wirtschaft bei. Einige zögern über ihren Beitrag zu sprechen. Welche Vorteile dies haben kann und was genau die Berichterstattung umfasst, das erklärt unser Experte Falk Frede als offizieller DNK-Schulungspartner und Referent der Akademie Dr. Obladen.

ADO: Herr Frede, warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen?

Falk Frede (FF): Die Beweggründe für Unternehmen und Organisationen, in die Nachhaltigkeitsberichterstattung einzusteigen, können sehr unterschiedlich sein. Ob Kunden und Partner diesen inzwischen einfordern, der Wettbewerb sich damit profiliert, Stakeholder informiert werden wollen oder sogar die gesetzliche Pflicht zur nichtfinanziellen Berichterstattung greift: Alle möglichen Gründe führen letztlich dazu, dass sich ein Unternehmen sichtbar und nachvollziehbar zum Thema Nachhaltigkeit verhält. Die große Chance dahinter ist aber vor allem, dass über die Berichterstattung ein ganzheitlicher und strategischer Blick auf die Nachhaltigkeitsaktivitäten gewonnen wird, der insbesondere für die Organisation selbst von hohem Nutzen sein kann.

Nachhaltigkeitsberichte sind quasi Selbstreflexion, Roadmap und Erfolgsbericht in einem. Sie sind darüber hinaus eine wahre Fundgrube des Storytellings für interne und externe Kommunikation.

ADO: Sie sind Experte für den DNK. Was kann man sich bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung nach DNK vorstellen? Für wen ist diese Form der Berichterstattung geeignet?

FF: Zunächst einmal gibt es keine Vorschriften, in welcher Form oder nach welchem Berichtsstandard ein Unternehmen berichten sollte. Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex ist ein Transparenzstandard, der einen niedrigschwelligen Einstieg in die Berichterstattung ermöglicht. Mit seinen 20 feststehenden Kriterien führt die sogenannte Entsprechenserklärung des DNK vor allem dazu, dass Unternehmen unterschiedlicher Größen und Branchen miteinander vergleichbar werden. Der Erstellungsaufwand ist im Vergleich zu anderen Standards und freien Berichtsformaten recht überschaubar. Zudem handelt es sich um ein Instrument, dass von der Bundesregierung unterstützt wird und von daher für öffentlich-rechtliche sowie kommunale Unternehmen attraktiv ist. Da bereits einige Entsorgungsträger nach dem DNK berichten, ist es sicher sinnvoll, wenn nach konsistenten Standards berichtet wird.

ADO: Welche Vorteile haben Unternehmen, die einen Bericht erstellen im Vergleich zu anderen?

FF: Einer der Hauptvorteile der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist meiner Meinung nach der Berichtsprozess selbst, und zwar nach innen gerichtet. Ich habe es oft erlebt, dass Mitarbeitende, aber auch die Geschäftsführung selbst erstaunt darüber waren, wie viele Nachhaltigkeitsaktivitäten eigentlich schon stattfinden, auf die man stolz sein kann. Das hat im Nachhinein eine große identitätsstiftende Wirkung – wenn man so einen Bericht auch als Ansporn begreift und nicht nach Veröffentlichung in der Schublade verschwinden lässt. Aber sicher ist auch das Argument der Stakeholderkommunikation ein gewichtiges. Gerade im Bereich der Entsorgung kann das Unternehmen zeigen, welch wichtige Rolle es beim Umweltschutz, der Ressourcenrückgewinnung bzw. Schließung der Stoffkreisläufe im Sinne der Kreislaufwirtschaft spielt. Mit einem Nachhaltigkeitsbericht wird z.B. ein Entsorger weniger angreifbar, macht seinen Beitrag sichtbar und schafft eine Dialoggrundlage in Bezug auf die wichtigsten Stakeholder. Und wenn schließlich Kommunalpolitiker*innen guten Gewissens auf den Bericht des Entsorgers verweisen können, ist das ja auch nicht das Schlechteste …

ADO: Nun eine Frage, die vermutlich für viele Unternehmen als Entscheidung gilt: Wie viel Arbeitskapazität und auf welche Ebenen des Unternehmens würden für die Berichterstattung benötigt?

FF: Gerade für erstberichtende Unternehmen wird der Erstellungsprozess erst einmal ungewöhnlich sein, umfasst er tatsächlich alle Bereiche der Organisation. Doch gerade hier liegt die Chance dieses Vorhabens. Die Geschäftsführung muss zumindest soweit beteiligt sein, dass sie diesen Prozess unterstützt, für zeitliche Kapazitäten sorgt und Mitarbeitende entsprechend mandatiert. Darüber hinaus müssen alle Bereichsverantwortlichen involviert sein. Es sollten aber schließlich ein bis zwei Personen hauptverantwortlich „den Hut aufhaben“, um die vielen Fäden zu verknüpfen.

Der zeitliche Aufwand steht und fällt natürlich auch mit der Verfügbarkeit von Daten sowie der Bereitschaft und Motivation der Beteiligten. Im Schnitt sollte man mit ca. 20 Arbeitstagen Aufwand rechnen – und das für alle zwei bis drei Jahre, in denen ein aktualisierter Bericht vorgelegt wird. Ein Aufwand, der sich aber allemal rechnet, wenn man sich die vielfältigen Vorteile vor Augen führt, die sich aus einem Nachhaltigkeitsbericht für alle Seiten ergeben.

ADO: Vielen Dank Herr Frede für die ersten Einblicke zu dieser Thematik. Wir freuen uns auf die Online-Veranstaltung im Juli mit Ihnen, bei der unsere Teilnehmer Sie dann vermutlich noch detaillierter ausfragen werden

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