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Der Strom der Flüchtlinge nach Deutschland reißt nicht ab. Das Tagesgeschäft in den Kommunen ist gefüllt mit der Sorge um warme Quartiere, um Nahrungsmittel, um Hygiene und zunehmend auch um Sicherheit. Langsam nehmen auch die Debatten um das weitere Vorgehen Fahrt auf. Ich selbst bewege mich dabei auf einem mittleren Kurs. Auf der einen Seite mache ich mir durchaus Sorgen um die Aufnahmekapazitäten. Auf der anderen Seite wende ich mich entschieden gegen jede Form von Ausländerfeindlichkeit. Stattdessen denke ich darüber nach, was konkret zu tun ist. Nüchternheit und Pragmatismus sind gefordert.

Unter den Flüchtlingen, die Asyl suchen und erhalten, sind neben zahlreichen unqualifizierten Personen auch viele mit Bildung und Berufserfahrung. Kommunale Betriebe sollten sich von Beginn an auf potenzielle Leistungsträger konzentrieren und hier einen deutlichen Schwerpunkt ihrer Integrationsarbeit setzen. Es reicht nicht aus einer arbeitssuchenden Personen einen Besen in die Hand zu drücken und sie dann zum Straßenreiniger zu erklären. Zum einen haben wir eher einen Personalabbau durch Optimierung und Technisierung zu beobachten. Zum anderen würde dies den Wettbewerb zu den bereits beschäftigten Geringqualifizierten erhöhen. Des Weiteren würde man auch nicht den integrationsbereiten Asylanten gerecht. Der kommunale Betrieb darf auch nicht das Sammelbecken für diejenigen werden, die auf dem regulären Arbeitsmarkt keine Chance haben. Gleichwohl sind die Betriebe im besonderen Maße dem Gemeinwohl verpflichtet. Deshalb sollten sie die Flüchtlingssituation nicht nur als Pflicht, sondern auch als Chance sehen. Die kommunalen Betriebe haben aber personelle Bedarfe im bezahlbaren Fachkräftebereich und hier sollte man strategisch ansetzen.

Meines Erachtens sollten die Betriebe Ausbildungsoffensiven für Asylanten starten. Ein Ausbildungsverhältnis hat mehrere Vorteile.

Wir stehen nun an der Schwelle zum Winter. Kurzfristig müssten in den nächsten Monaten die Ausbildungsberufe identifiziert und die Ausbildungskapazitäten erhöht werden. Bei letzterem sehe ich die Chance erfahrenes Stammpersonal an die Aufgabe Ausbildung heranzuführen. Sofern die örtliche Industrie- und Handelskammer mitspielt, Oft reicht ein Lehrgang und eine Prüfung zum Erlangen der Ausbildereignung aus. Es ist anzunehmen, dass sich die Kammern pragmatisch und kooperativ zeigen.

Das erste Halbjahr 2016 wäre durch Vorbereitung geprägt. Die Ausbilderinnen und Ausbilder entwickeln Konzepte und sorgen für eine reibungslose Organisation. In dieser Zeit können die Betriebe bereits ihre Tore für Ausbildungswillige öffnen. Hier könnte man sich der bekannten Konzepte der Berufsvorbereitung bedienen. Betriebe und Ausbildungsplatzsuchende lernen sich gegenseitig kennen. Dies ist für beide Seiten hilfreich.

Im zweiten Quartal 2016 wären die Ausbildungsverträge zu unterzeichnen. Start wäre dann im August. Das geht schneller, als man denkt. Ausbildung ist etwas Nachhaltiges, und Bildung ist unsere wertvollste Ressource.

Bitte lesen Sie auch folgenden Blogartikel zum selben Thema: http://www.kommunalwirtschaft.eu/blog/181-kommunikation/1239-fluechtlinge-als-neue-kollegen 

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