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Gestern Morgen kurz nach acht. Ich habe einen Platz ergattert im Bus. Der Bus ist voll. Der Bus ist auch eindeutig zu spät. Ob die Leute deswegen so grimmig schauen? Oder schauen sie so weil sie zur Arbeit müssen? Diejenigen die nicht grimmig schauen, starren auf den klitzekleinen Bildschirm ihres Handys und lesen – was auch immer da so gelesen wird. Mir fällt auf, dass hier im Bus keiner wirklich Spaß hat.

Und dann kommt ein Moment der Freude. Der Busfahrer spricht ins Mikrofon. „Liebe Mitfahrer, ich weiß, dass einige von Ihnen zu spät sind und sich gerade sehr ärgern. Ich entschuldige mich für diese Verspätung, aber es hat sich am Winterhuder Marktplatz gestaut. Jetzt wäre es prima, wenn Sie alle mithelfen und neuen Mitreisenden Platz machen. Also alle, die stehen, einen Schritt nach hinten bitte! Ich wünsche Ihnen trotz allem einen wunderbaren Morgen. Lassen Sie es sich gut gehen und genießen Sie es hier noch. Ich bringe Sie gerne an Ihr Ziel. Bis bald wieder."

Ein klarer Ausdruck von Führung. Mein Busfahrer hat uns abgeholt und mitgenommen. „Das ist sein Job", sagen Sie jetzt vielleicht! Aber ich sage Ihnen: Er hat seine Führungsrolle mit dem gewissen Etwas ausgefüllt. Und dieses gewisse Etwas macht den Unterschied. Er hat uns „mitgenommen". Bedeutet, er ist auf unsere Stimmung eingegangen, hat uns emotional abgeholt, hat unsere Motivation für den Tag gehoben, hat das Klima im Bus gestaltet und die Richtung vorgegeben.

Hat mich stark beeindruckt und meine Überzeugung gefestigt: Jeder kann führen. Immer und überall. Die Frage ist nur: Sind Sie mutig genug, um zu führen?

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