Foto: Stadtreinigung Hamburg

Bei der Müllabfuhr arbeiten längst nicht mehr ausschließlich Männer. Auch wenn der Job körperlich sehr anstrengend sein kann, ist er für viele Frauen attraktiv. Einige Städte suchen sogar gezielt nach weiblichem Personal.

In den novellierten Gleichstellungsgesetzen der Bundesländer steht ausdrücklich, dass mehr Frauen im öffentlichen Dienst gewünscht sind. Da die städtische Müllabfuhr zum öffentlichen Dienst gehört, müssen also auch hier alte Strukturen und Stereotype hinterfragt werden. 

Städte suchen gezielt Müllwerkerinnen

Mit dem Slogan „Trittbrettfahrerinnen gesucht“ warb Hannover im Spätsommer 2019 um Frauen für die städtische Müllabfuhr. Auch Berlin und Hamburg haben in der Vergangenheit erfolgreich gezielt Müllwerkerinnen gesucht. Die Altenpflege, die immer noch als Frauenberuf wahrgenommen werde, sei schließlich auch körperlich schwere Arbeit, sagte die Sprecherin der Berliner Stadtreinigung, Sabine Thümler. In Berlin gibt es unter den etwa 1300 Müllwerkern und Kraftfahrern inzwischen 15 Kolleginnen. Bei der Stadtreinigung Hamburg sind 10 der 753 Müllabfuhr-Mitarbeiter weiblich. Margot Napierala, die Gleichstellungsbeauftragte der Abfallwirtschaft Region Hannover (aha), sieht in dieser Entwicklung große Vorteile: „In gemischten Teams verbessert sich das Arbeitsklima spürbar. Wir haben da bereits sehr gute Erfahrungen bei der Straßenreinigung gemacht.“ Auch die Unfallquote werde langfristig gesenkt, die Arbeitssicherheit steige.

Was reizt Frauen an dem Job?

Der öffentliche Dienst ist für viele Arbeitnehmende attraktiv. Die Arbeitszeiten bei einem kommunalen Arbeitgeber sind geregelt, der Verdienst vergleichsweise hoch: Selbst ohne Ausbildung bekommen Müllwerker und Müllwerkerinnen zwischen 1.500 und 2.500 Euro brutto im Monat, abhängig von Berufserfahrung, Lkw-Führerschein und Arbeitsort (Ost/West). Hinzu kommen Gefahrenzulagen, bezahlte Überstunden und weitere Pauschalen. Die Abfallwirtschaft Region Hannover (aha) achtet darüber hinaus auf ein gutes Arbeitsklima, hohe Kollegialität, attraktive Sozialleistungen und interessante berufliche Entwicklungsmöglichkeiten.

Skepsis und kritische Stimmen

Auch wenn wir das Jahr 2020 schreiben, Frauen in Schlachtereien und auf Baustellen schuften, zur See fahren oder bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr beteiligt sind: Die Müllabfuhr gilt als eine der letzten Männerdomänen und einige Müllwerker wünschen sich, dass das so bleibt. Grund dafür sind oft Ängste und Vorurteile: Was passiert mit dem Ansehen der Männer, wenn eine Frau ähnlich harte Arbeit leistet wie sie selbst? Kann man dann überhaupt noch glaubhaft von harter Arbeit reden? Ein innerer Konflikt, der deutlich am Rollenverständnis der Geschlechter rüttelt. In Hannover jedenfalls freuen sich die beiden langjährigen Müllwerker Sebastian Kothe und Tino Swoboda darauf, dass auf den Touren irgendwann auch Frauen mitfahren. Wichtig sei ihnen nur, dass sie nicht aus Zuckerwatte sind.

 

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